Byron Bay / Brisbane / 2 Nächte in "dem" Horror Hostel
Nachdem auch unsere letzten Hoffnungen auf einen Job in Sydney geplatzt waren und wir so ziemlich alle Möglichkeiten der Jobsuche ausgeschöpft hatten, beschlossen wir die Stadt zu verlassen. Da wir uns vorgenommen hatten, die gesamte Ostküste entlang zu reisen, stand bereits nach wenigen Minuten der Überlegung fest, dass unser nächstes Ziel Byron Bay sein würde. Wir wussten zwar nicht, wie groß dieser Ort ist oder ob unsere Chancen auf einen Job dort besser sein würden, waren aber dennoch frohen Mutes und guter Hoffnung.
Um die Weiterreise so günstig wie möglich zu gestalten, erkundigten wir uns im Voraus über Bus- und Bahnpreise, um diese dann vergleichen zu können. Wir suchten dazu das Travelcenter bzw. den Bahnhof Sydneys sowie eine „Wicked Travel“ Filiale auf. „Wicked Travel“ ist eine der unzähligen Reiseberatungsstellen / ein Reisebüro für Backpacker. Anders als erwartet war der Preis für die Zugfahrt um einiges günstiger als der für die Busreise. Als wir uns jedoch am nächsten Tag erneut auf den Weg zum Bahnhof machten, um ein Zugticket zu buchen, hatte sich der Preis bereits erhöht und wir bekamen die kleine aber dennoch sehr entscheidende Information, dass wir zwei mal umsteigen müssten um unser Ziel zu erreichen. Auch die Lage des Bahnhofs am Zielort war eher unvorteilhaft: Wir wären in einem Nachbarort angekommen und hätten dort erneut in einen Bus oder ein Taxi umsteigen müssen. Da durch die plötzliche und unerwartete Preiserhöhung über Nacht der Zugpreis nun über dem Buspreis lag und wir auch sonst mit den Reisebedingungen nicht so zufrieden waren, beschlossen wir nun doch per Bus zu reisen. Bei „Wicked Travel“ angekommen, wurde uns jedoch auch hier ein völlig anderer Preis als am Tag zuvor mitgeteilt. Dennoch war dieser immer noch der geringere und somit buchten wir für 81 aus $ ein Busticket für den „Premier Motor Service“ (ein etwas kleinerer Busbetrieb, der ausschließlich die Ostküste entlang fährt und für diese Strecken meist auch günstiger ist als der „Greyhound Bus“).
Mehr als glücklich über die bevorstehende Veränderung und neuer Hoffnung auf einen Job packten wir unsere Sachen zusammen. Bereits am nächsten Tag checkten wir aus unserem Hostel aus. Da wir uns für den Abendbus um 22.30 Uhr entschieden hatten, um eine Nacht im Hostel zu sparen, mussten wir den letzten Tag ohne Zimmer überstehen.
Leider war der Luggageroom (Gepäckraum) in diesem Hostel kostenpflichtig und somit mussten wir anfangs all unsere Sachen mit uns tragen. Als wir dann ein Pärchen mit dem Magic Stick (interne Bezeichnung für den langen Stab, an dem der Schlüssel zum Gepäckraum hängt) auf dem Weg zum Luggageroom sahen, folgten wir ihnen jedoch unauffällig und nutzten die Chance unsere Rucksäcke und Taschen dort unterzubringen.
Zu unserem Abschied wurden wir dann von einem der Mitarbeiter des Hostels zum Frühstücken eingeladen. Was wir dabei allerdings nicht wussten, war dass wir in ein typisch britisches Restaurant gehen würden. Voller Vorfreude auf ein ausgiebiges Frühstück gingen wir also los. Im Restaurant angekommen sicherte ich uns einen Tisch am Fenster, während meine Freundin und unsere Bekanntschaft die Bestellung an der Bar aufgaben. Nichts ahnend saß ich also an diesem Tisch und war sehr verwundert als meine Freundin plötzlich mit einem Teller ankam, auf dem ich weit und breit weder Brötchen noch Marmelade finden konnte. Stattdessen schmiegten sich fetttriefend Spiegelei, Bacon und mini Würstchen aneinander. Da meine Freundin jedoch nur mit zwei Tellern ankam erwartete ich immer noch naiver und gutmütiger Weise ein anderes Frühstücksmeal zu bekommen. Leider war dem nicht so. Das Frühstück, auf das wir uns so gefreut hatten wurde zu einer Tortur. Da meine Freundin zuvor erzählt hatte, dass ich ein kleiner Nimmersatt sei konnte ich mich auch nicht auf die Ausrede: „Ich bin soooo satt“, verlassen. Ich war also mehr oder weniger gezwungen den noch rosa glänzenden Bacon, sowie das glibberig zerlaufene Spiegelei und das kleine und nahezu verbrannte Würstchen zu essen. Nach drei Stunden hatten wir es dann endlich auch geschafft, unsere mittlerweile auch noch kalten Speisen herunter zu schlingen. Trotz allem bedankten wir uns vielfach für die Einladung zum Frühstück und machten uns mit einer sich ankündigenden Magenverstimmung zurück auf den Weg ins Hostel.
Anders als alle anderen Tage in Sydney wollte dieser Tag leider einfach nicht verstreichen. Draußen regnete es und wir beschlossen uns in die Fernsehecke zu legen um ein wenig zu schlafen. Dies war keine wirklich gute Idee, da ich bereits nach wenigen Minuten von zwei Gruppen von Lebewesen umzingelt war: Die eine Gruppe bestand aus sich laut unterhaltenden Briten. Dies wäre ja noch erträglich gewesen, aber bei der anderen Gruppe handelte es sich um eine Großfamilie von Küchenschaben auf Familienausflug, und damit waren Ruhe und Gemütlichkeit vorbei. Angeekelt und abgenervt warteten wir bis zu unserer Abreise, immer auf der Hut vor den Mitbewohnern. Netterweise begleitete uns einer unserer Bekannten zum Busbahnhof und verabschiedete uns.
Im Bus fanden wir uns dann zwischen Indern und Öko- Backpackern wieder. Die Fahrt war jedoch kein Problem, wir hatten viel Beinfreiheit und konnten somit sogar einige Stunden schlafen. Neun Stunden später erreichten wir kurz nach Sonnenaufgang eine kleine Raststätte. Nachdem wir einen eher schlechten Kaffe getrunken, das Klo aufgesucht und uns die Beine vertreten hatten ging es auch schon weiter. Nach zwei weiteren Stunden waren wir dann endlich da. Wir stiegen aus dem Bus aus und ignorierten dummerweise die unzähligen Shuttelbusfahrer der jeweiligen Hostels und machten uns somit zu Fuß auf den Weg.
Dennoch schafften auch wir es bereits innerhalb weniger Minuten zu unserem Hostel zu finden, da der Ort sehr klein ist und das Hostel sehr nah an der Bushaltestelle liegt. Unser Hostel hieß "Main Beach Backpackers", lag mehr oder weniger direkt am Strand und war dennoch sehr zentral gelegen. Weniger gut als die Lage war dann jedoch das Zimmer in das wir einzogen. Wir hievten unsere Koffer in den ersten Stock und öffneten die Tür zu einem dunklen, kleinen 8-Bett-Zimmer. Schränke hatten wir leider keine und auch das Erklimmen des Bettes wurde zu einer wahren Herausforderung, da die Leiter anstelle von Stufen nahezu messerscharfe, schmale Stäbe hatte und zudem aus der Verankerung am Bett gerissen war.
Unsere Zimmergenossen setzten sich aus zwei doch eher gefährlich aussehenden Kampfdäninnen, einer Amerikanerin, einer Hippie-Chinesin und zwei mehr als entspannten Deutschen zusammen. Nachdem wir unsere Sachen so gut wie möglich verstaut hatten, ein paar Worte mit den Bettnachbarn, die sich immer noch übermüdet und versoffen in ihren Betten wälzten, gewechselt hatten, machten wir uns auf zu den Duschen. Die Suche nach den sanitären Anlagen / den Duschen wurde durch den doch sehr penetranten Uringeruch, der uns bereits Kilometer vorher entgegenströmte erleichtert. Auch sonst wurde das Duschen eher weniger zum Vergnügen, da die Duschen draußen gelegen waren, kein warmes Wasser hatten, viel zu niedrig angebracht und zu allem Überfluss auch noch total verdreckt waren. Bei einem Übernachtungspreis von 25 aus $ pro Person in einem überfüllten 8-Bett-Zimmer war dies geradezu eine Unverschämtheit.
Nichts desto trotz waren wir noch immer guten Mutes und machten uns auf den Weg, um Ort und Strand zu erkunden. Unsere Erkundungstour war jedoch bereits nach einer Stunde getan und uns war klar, dass wir in diesem kleinen Urlaubsort nicht nach einem Job zu suchen brauchen. Insgesamt wirkte alles eher etwas amerikanisch angehaucht (breite Straßen, kleine Läden) und verströmte das Flair eines sehr entspannten Urlaubsortes.
Ich persönlich war von allem sehr angetan, während meine Freundin auch durch den atemberaubenden Strand leider nicht zu begeistern war.
Der Strand: Das sind ca. 30 km feinster weißer Sand, der beim Laufen unter den Füßen quietscht, blaues Wasser und surferfreundliche Wellen. Einfach traumhaft! Auch der in Strandnähe gelegene, kleine Wanderweg zum Leuchtturm, von dem aus man mit etwas Glück (wir hatten leider keines) sogar Delfine sehen kann, ist wirklich empfehlenswert. Uns wurde dazu auch erzählt, dass es auf dem Wanderweg einen Punkt gibt, der als der östlichste Punkt Australiens gilt.
Ebenso erfuhren wir von einigen Leuten, dass Byron Bay als ein typischer Hippie-Ort Australiens gilt, wovon wir uns auch später am Abend selber ein Bild machen konnten.
Als wir uns nämlich am Abend auf den Weg zu den Telefonzellen machten, um unseren Familien von den Neuheiten zu berichten, sahen wir unzählige Öko-Leute bzw. Anhänger der alten Hippie-Kultur, die sich zum Musizieren und heiterem Beisammensein auf den Bürgersteigen trafen. Wir vermuteten allerdings, dass diese ebenso wie wir keine Einwohner des Ortes, sondern nur Besucher waren, die wohlmöglich in der Arts-Factory (ein Hippie-Hostel, in dem Übernachtungen im Tippie- Zelt, Kunstkurse etc. angeboten werden) wohnen.
Nachdem wir unsere Familien auf den neuesten Stand gebracht hatten, gingen wir schlafen und verbrachten eine sehr unruhige erste Nacht in Byron Bay. Die Partylaune unserer Mitbewohner hatte sich leider nicht auf uns übertragen, so dass wir einfach nur angenervt waren von dem besoffenen Rumgetorkel durch unser Zimmer. Als ich dann am nächsten Morgen, geprägt von der schlaflosen Nacht auch noch vom Hochbett fiel, weil die Leiter sich während des Hinunterkletterns mal wieder aus der Verankerung löste, war meine Laune schon so ziemlich auf dem Nullpunkt angekommen.
Beim Frühstück stand mir dann auch leider noch das Krisengespräch mit meiner Freundin bevor. Ich hatte bemerkt, dass sie sich mehr als unwohl fühlte und wollte eine Lösung finden. Die Lösung lautete: Weiterreisen! Zwar war ich von dem Ort, der entspannten Stimmung und dem Strand wirklich begeistert, wusste aber auch, dass wir hier keinen Job finden würden und das Hostel nicht nur teuer, sondern auch schlecht war. Hinzu kam die Befürchtung, so wie viele andere Backpacker in Byron Bay in das Chill-Koma zu verfallen, d.h. die Tage entspannt am Strand oder im Bett zu verbringen und alles Andere, inkl. Jobsuche, einfach mal zu vergessen. Also machten wir uns wenige Stunden später auf den Weg und buchten ein Busticket zum Preis von 29 aus $ in die nächstgelegene größere Stadt, nämlich Brisbane.
An unserem letzten Abend trafen wir auf eine unserer Bekanntschaften, die mit zwei Jungs in einem Camper mitgefahren war und nun auch hier gelandet war. Wir beschlossen, uns billigen Alkohol (mal wieder: Goon) zu kaufen und uns auf der Dachterrasse ein paar Gläschen zu gönnen. Der Geschmack dieses Billig-Fusels ist, wie schon einmal bemerkt, nicht unangenehm. Weniger angenehm waren die hämmernden Kopfschmerzen, die sich bereits während der Trinkphase bemerkbar machten aber erst später, in der schlaflosen, von Schweißausbrüchen gekrönten Nacht, ihren Höhepunkt erreichten.
Am nächsten Morgen, dem Tag der Weiterreise, ging es mir dann glücklicherweise wieder gut, so dass die drei Stunden Fahrt nach Brisbane recht angenehm waren. Auch auf dieser vergleichsweise kurzen Strecke wurden in regelmäßigen Abständen Pausen an einem Roadhouse eingelegt, in denen die Möglichkeit bestand, auf die Toilette zu gehen und etwas zu essen oder zu trinken. Denn Essen und Trinken ist auf allen Busfahrten strengstens untersagt.
Auf unserem Weg durchquerten wir das allseits viel gepriesene und hoch gelobte Surfers Paradise und waren mehr als enttäuscht. Weder knackige Surfer-Boys noch schicke Strandhütten, stattdessen endlos hohe Hotelgebäude mit dem unwiderstehlichen Charme von billigen Massenunterkünften. Wie Benidorm, nur eben in Australien.
Kurze Zeit später erreichten wir dann Brisbane. Unser erster Gedanke war: Grässlich hässlich. Und dieser Ersteindruck sollte sich im weiteren Verlauf des Tages noch festigen.
Das Hostel, das wir bereits in Byron Bay gebucht hatten, hatte leider keinen Shuttelservice und somit mussten wir uns mit Sack und Pack zu Fuß auf den Weg machen. Wieder einmal irrten wir planlos durch eine fremde Stadt und mussten feststellen, dass die Entfernung weiter war als gedacht.
Nach mehrmaligem bergauf und bergab erreichten wir die Zielstraße, konnten aber weit und breit kein Hostel finden. Wir suchten noch 10 weitere Minuten und stellten dann fest, dass wir seit geraumer Zeit direkt vor der gesuchten Hausnummer standen. Es war kein Wunder, dass wir diese übersehen hatten, denn statt eines Hostels fanden wir ein kleines Familienhaus in einem ziemlich abgerissenen Zustand vor. Die Hausnummer war auf ein altes, zerfetztes Pappschild geschrieben und auch sonst konnten wir die im Internet präsentierte Außenansicht unserer Bleibe beim besten Willen nicht erkennen. Trotz dieses ersten Schocks hatten wir bis zu diesem Punkt noch die unsinnige Hoffnung auf ein gemütliches, sauberes Zimmer. Wir gingen zum Eingang und entdeckten einen dicken Mann, der es sich in einem alten Sessel gemütlich gemacht hatte und schlief. Leise schlichen wir an ihm vorbei auf der Suche nach einer Rezeption oder ähnlichem.
In einem kleinen, vermüllten Zimmer entdeckten wir eine asiatische Frau, die hinter einem Berg von Papierkram hervorlugte. Wir fragten sie, ob es möglich sei einzuchecken als plötzlich der eben noch schlafende Mann erschien und uns den zu zahlenden Preis für die gebuchten zwei Nächte nannte.
Wenig später wurden wir mit Schlüssel und Bettbezug ins Obergeschoss geschickt. Dies stellte bereits das erste Problem dar, da die Treppe derart schmal und steil war, dass wir nur schwer mit unseren Taschen hinauf kamen. Nun standen wir endlich vor unserer Zimmertür. Eine riesige Tür mit einer kinderfreundlich angebrachten Türklinke in Kniehöhe. Ich schloss die Tür auf und zugleich strömte uns ein unsäglicher Geruch von chinesischem Knoblauch entgegen. „Na ja, wenigsten gibt es hier keine Vampire“, schoss mir durch den Kopf als wir vorsichtig das Zimmer inspizierten. Das Zimmer war klein, dunkel und mehr oder weniger improvisiert. Es wirkte, als würden wir in einem ehemaligen Durchgang oder Flur liegen, da hinter uns, vor uns und neben uns verschlossene Türen waren. Vollkommen erschöpft und niedergeschlagen von diesem Anblick und den ersten Eindrücken unserer Bleibe machten wir uns auf die Suche nach der Quelle des Knoblauchgestanks und fanden in einer Ecke einen überdimensionierten, glänzenden Kochtopf, in dem sich ein Kind hätte verstecken können. Mutig wie wir nun einmal sind öffneten wir den Topf und hatten die Quelle des Gestankes gefunden: Wir konnten es nicht glauben, unfassbar, unsere Zimmergenossen hatten tatsächlich einen großen Topf mit Eintopf chinesischer Art in unserem Zimmer gebunkert!
Kurze Zeit später stürzten die beiden Mitbewohner dann auch in unser Zimmer. Sie waren, wer hätte es gedacht, ebenso wie alle anderen Hostelgäste, Chinesen. Wir versuchten uns mit ihnen auf Englisch zu unterhalten, ihnen klar zu machen, dass sie den Topf doch bitte woanders lagern sollten, aber mal wieder konnten oder wollten sie uns nicht verstehen. Wir beschlossen daraufhin, uns ein wenig in diesem Haus des Grauens umzusehen.
Unser erster Anlaufpunkt war das Bad bzw. der vermoderte Tümpel in dem wir uns waschen sollten. Ein altes, dreckiges, feuchtes, modriges und schimmliges Bad lag vor uns. Es war keines der typischen Hostelbäder, in denen man mehrere Duschen findet, die täglich von einer Putzkolonne gereinigt werden, sondern ein Bad wie man es aus einem Familienhaus kennt, jedoch in einer verdreckten und verwahrlosten Form. Von diesen Badezimmern gab es exakt zwei ebenso wie von den Toiletten, die zwar separat, jedoch nicht weniger alt und verdreckt waren.
Im Untergeschoss fanden wir dann die Küche. Auch diese war klein wie in einem Einfamilien Haus und wie bereits befürchtet ebenfalls total verdreckt. Wir konnten keine Sitzmöglichkeiten finden und gingen deshalb in einen garagenähnlichen Bereich weiter, der wohl das Esszimmer darstellen sollte. Tatsächlich, hier standen ein paar alte Schreibtisch- und Gartenstühle an einem Küchentisch, der jedoch so verdreckt war, dass eine ganze Familie von den dort liegenden Essensresten satt geworden wäre. Das Ergebnis dieser Besichtigungstour waren zwei eindeutige Entscheidungen: 1. Auswärts essen und 2. so schnell wie möglich wieder ausziehen. So machten wir uns auf den Weg in die Stadt und mussten dabei feststellen, dass das Hostel alles andere als zentral lag.
Am späten Abend kamen wir zurück in das zum Hostel umfunktionierte Familienhaus. Um uns nicht noch diverse Hautkrankheiten und Pilze einzufangen, bemühten wir uns, das Bad mit nur minimalen Berührungen zu benutzen. Das funktioniert auch ganz gut, leider wurde ich dabei selbst berührt, und zwar von etwas ganz anderem als einem Wasserhahn oder ähnlichem: Auf meiner Hand platzierte sich während ich mir das Gesicht wusch eine dicke, fette Kakerlake. Jetzt war ich endgültig am Boden. Ekel, Ekel und noch mal Ekel machte sich in mir breit.
Ich legte mich völlig angewidert in mein Bett und bemühte mich, so schnell wie möglich einzuschlafen, um nichts mehr von der Umgebung, in der ich mich befand mitzubekommen. Leider war dies nicht möglich, da vor unserem Zimmer eine kleine Chinesische Hausparty gefeiert wurde und der komplette Raum bei jedem Schritt, der vor der Tür gemacht wurde, bebte.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zum Bad und wurden von einer ewig langen Schlange von Asiaten überrascht. Wir beschlossen auf unserem Zimmer zu warten und sahen nach drei Stunden des Wartens ein, dass wir wohl auf unsere Dusche verzichten mussten. Wir gingen also bereits schlecht gelaunt zum Frühstück in die Küche. Auf alten, zerfressenen Schreibtischstühlen an dem immer noch dreckigen, mit Zigarettenkippen verzierten Tisch sitzend, kauten wir missmutig unser Toast. Gute Laune kam unter diesen Umständen gar nicht erst auf und entschlossen uns, den Tag in der Stadt zu verbringen.
Nach der Rückkehr am Abend beschlossen wir trotz der eigentlich unhaltbaren hygienischen Situation in der Küche eine Suppe zu kochen. Es war bereits 21.00 Uhr und wir wurden von dem alten, dicken Hausbesitzer alles andere als freundlich darauf hingewiesen, dass er um Punkt 22.00 Uhr die Küche abschließen würde und wir nun gar nicht mehr mit dem Kochen beginnen sollten. Wir reagierten nach dem Prinzip: „Eine Minute dumm stellen erspart Arbeit und Ärger“, und gingen dennoch in die Küche. Da war er! Der glänzende, kindergroße Kochtopf. Er stand auf der Herdplatte und immer wieder kamen irgendwelche Asiaten und schöpften sich etwas in ihre Schalen. Eine Prozedur, die sich dann am nächsten Morgen wiederholen sollte. Wir haben nicht herausgefunden, was für ein Gemisch sich in dem Topf befunden hat, es war in jedem Fall undefinierbar und eindeutig ekelig, aber offensichtlich nicht gefährlich, denn Lebensmittelvergiftungen hat es unter den asiatischen Mitbewohnern während unseres Aufenthaltes nicht gegeben.
Wir waren mehr als glücklich als wir nach zwei Tagen dieses Haus, das übrigens den klangvollen und völlig irreführenden Namen „Valley Veranda“ führt, verlassen konnten. Es war zwar vergleichsweise günstig, aber auch ein Preis von 24 aus $ pro Nacht in einem Vier-Bett-Zimmer war für diese Horror-Unterkunft zu viel.
Auch noch Tage später fragten wir uns, was diesen alten, dicken Mann wohl dazu getrieben hatte sein eigenes Haus zu einem derart schlechten und improvisierten Hostel umzufunktionieren.