Auswandern mit Planung und den richtigen Erwartung

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29 , 2007

Auswanderungsbericht - Was uns so traf

Allgemein — posted_by Peterw @ 16:53

  Chronologie zum Auswandern – Not So Difficult As It Seems  

Die Absolute Kernfrage – WARUM? 

Die einfachste Frage zum Thema Auswandern, die sich jeder Gluecksritter stellen muss, ist: WARUM? Der groesste Fehler, den man nach der Fragestellung machen kann, ist sich selbst anzuluegen. Warum will ich auswandern? Jede Person hat eigene Ansichten, und alle Gruende die Koffer zu packen sind im Prinzip akzeptabel, aber eben nur, wenn das oberste Gebot die Ehrlichkeit der Antwort ist. Uebrigens, die gleiche Frage sollte man sich stellen wenn ein Umzug von Muenchen nach Hamburg geplant ist. Macht garnicht so viel Unterschied vom Zeitaufwand der Reise her gesehen, speziell im Winter bei vereister und gestauter Autobahn. Wetter, Finanzen, Familenbindung, Abenteuerlust, berufliche Aussichten, Umwelt - alles gute Gruende, aber lasst mich mal des Teufel's Advokat spielen. Ich moechte damit erzielen, dass Ihr Auswanderungswilligen auswandern nicht mit weglaufen verwechselt. Auswandern verlangt gute Planung, die Definition eines klaren Ziels, gezielte Vorbereitung und den Mut manchmal unangenehme Entscheidungen zu treffen. Auswandern zwingt Euch Eure “comfort zone” hinter Euch zu lassen. Auswandern verlangt oft faehig zu sein grundlegende Verhaltensmuster und Erfahrungswerte ueber Bord werfen zu koennen. Wer nicht bereit ist die Eigenarten Australiens (oder jeder anderen Kultur) anzunehmen, der wird es schwerer haben in der neuen Heimat Fuss zu fassen.  

Verfehlte Auswanderungen lassen sich zumeist in die folgenden Kategorien einordnen: 

1 – Der Anschuldiger

Das Gastland ist an der gescheiterten Auswanderung schuld, niemals die Person. Unflexible Charakter, die oft noch verlangen, dass das Gastland seine Regeln aendert nur um ihren Anspruechen zu genuegen, gehoeren in diese Klasse. Leider findet man in dieser Kategorie viele Berufsklassen, die es eigentlich einfach haben sich zu etablieren: Aerzte, Lehrer, IT Spezialisten, wissenschaftlich orientierte Berufsgruppen. Der Grund? Ich moechte nicht verallgemeinern, aber Berufsduenkel gepaart mit zu starkem Ego spielt eine grosse Rolle. Beispiel: Ein Arzt wollte nicht nochmal fuer vier Jahre das verlangte Nachtraining absolvieren. Immer dran denken: Australien kann ohne Dich zurechtkommen, Du bist es, der etwas von Australien will, nicht umgekehrt. 

2 – Der Nicht-Entscheider

Unfaehig sich an ploetzliche Veraenderungen anzupassen. Der Nicht-Entscheider hat nicht die Energie und den Drive die fuenf gerade sein zu lassen, nur weil sich die Umstaende geandert haben. Kann als Anschuldiger enden, allerdings mit weniger Lautstaerke als ein “echter” Anschuldiger. 

3 – Der Fehlplaner

Fehlplaner koennen sehr dynamische Leute sein, mit einem vollen Plan und jede Menge Analyseergebnisse (ueber die neue Heimat) im Koffer. Das Problem ist die Validitaet der Resultate. Fehlplaner sind oft Leute, die sich selbst auf sehr dynamische Art in die eigene Tasche luegen und dann auf dem falschen Fuss von den Tatsachen vor Ort erwischt warden. Ein Beispiel ist die Wahrscheinlichkeit “schnell” einen Job zu bekommen. Wer sich hier was vormacht, der kann ruck-zuck in finanziellen Schwierigkeiten enden. 

4 – Der Traeumer

Traeumer sind of auch “Wegrenner”. Sie rennen nicht so sehr vor einer direkten Drohung wie dem Finanzamt weg, eher vor “metaphysischen” Problemen. Das koennen persoenliche, Karriere bezogene, Umwelt begruendete und viele andere Ueberlegungen sein. Traeumer haben das “auf der anderen Seite ist das Gras gruener” Syndrom und koennen nicht begreifen, auf was sie sich mit der Auswanderei einlassen. Oft haben sie Probleme, die sie in Deutschland nicht zu ihrer Zufriedenheit loesen koennen, und leider glauben sie, dass Auswandern und die “geographische und mentale Distanz” das Problem loesen. Seid gewarnt, ihr Traeumer, Ihr werdet brutal aufgeweckt werden, und die Realitaet wird Euch haerter treffen als es in Deutschland moeglich gewesen waere.  

Die beste Methode um in der Kategorie “Erfolgreiche Auswanderer” zu enden ist in der Analyse Eurer Staerken und Schwaechen absolut ehrlich zu Euch selbst zu sein, und glaubt ja nicht, dass "deutsch sein" die sozialen und beruflichen Tueren automatisch oeffnet. Das Gegenteil ist oft der Fall, zumindest fuer eine Weile, bis die Sprache beherrscht und Erfahrung im “Australian way of doing business” vorhanden ist. Ausserdem, ersetzt Fakten nicht mit emotionalen Schlussfolgerungen. Eine Auswanderung auf der Basis “es wird schon klappen” wird meistens als ein Schuss ins eigene Knie enden.    

Die Ersten Grundbausteine Time Warp, springen wir zurueck in das Jahr 1987, Deutschland. Die beste Ehefrau von allen und PW gingen wieder durch die alljaehrliche vorweihnachtliche Routine. Koffer packen, rein in den Station Wagon, und nix wie raus hier. Das Wetter in Deutschland liess eigenlich nur noch depressive Gedankengaenge zu, und da war es ausgezeichnet, dass ein Freund eine kleine Villa in Spanien (Altea) vermietete.  Zwei-einhalb Tage spaeter, waehrend einer hinten pennte und der andere fuhr, drehte sich der Schluessel im Schloss einer spanischen Tuer.

Die Fahrt an sich war schon reine Erholung, zumindest nachdem man die deutsche Grenze in Mulhouse hinter sich gelassen hatte. Irgendwie aenderte sich die Welt spontan bei der Ansicht von franzoesischen Strassenschildern, und spaetestens in Figueres war der depressive Knoten dann geplatzt und die Welt nahm die Form einer Paella gepaart mit einer Rotweinflasche an. 

Altea, Sonne an Weihnachten, Meer und Strand, zwar zu kalt zum Schwimmen, aber immerhin Meer und Strand. Dazu Palmen, Zitronen- und Orangenbaeume im Garten – so aehnlich muss das Paradies aussehen. Wir laecheln noch immer ueber die Tatsache, dass wir damals 21 Grad als "warm" empfanden.  

Altea, die Bodega war gemuetlich, der Rote war gut und preiswert, und er wirkte. Drei Flaschen spaeter, oder vielleicht auch vier, schaute PW der Besten von allen in die Augen, und vice-versa. Der Unfug muss aufhoeren, jedes Jahr den vier Urlaubswochen entgegenfiebern, dazwischen schnell mal irgendwo hin duesen, nur um vom grauen Alltag weg zu kommen, so kann es nicht noch zig Jahre weitergehen.

Und wir fragten uns die Frage aller Fragen (siehe oben): WARUM? Unsere Gruende waren selbst durch den Rotweinnebel hindurch kristallklar. Klima und Wetter, Tschernobyl und all der Nuklearmist, Familiengruendung (wir sahen Deutschland nicht als das kinderfreundlichste Land. Ziemlich einfache Schlussfolgerung, wenn man in Spanien sitzt und von einheimischen Mega-Familien umgeben ist waerend man saeuft), etwas Abenteuerlust und der Mangel an Freizeitwert am deutschen Wohnort. Berufliche Gruende? Njet, wir hatten beide gute Jobs. 

Und wohin wollten wir auswandern? Glasklar, nach Spanien, dort wo in unserem zukuenftigen fiktiven Garten die Palmen und Zitronen und Orangen bluehten und wuchsen.  

Zurueck in Deutschland war die Welt auf einmal nicht mehr ganz so truebe. Anfang Spanischkurs, Hausaufgaben ueber Spanien machen, Forschungen anstellen. Schon nach zwei Monaten war uns bewusst, dass Urlaub nicht gleich Wohnort ist. Job finden in Spanien, Sprachschwierigkeiten, Wohnungsqualitaet, Umweltverhalten, berufliche Chancen, kultureller Ballast (= Anschluss in der Gemeinschaft finden) – das waren nur rein paar der grossen Fragezeichen, die wir entdeckten.

Das gute daran ist, dass wir die Frage WARUM und die resultierenden Gruende brutal und ehrlich beantworteten. Im Rueckblick war das einer der wichtigsten Aspekte, um unsere Auswanderung erfolgreich werden zu lassen.  Grosse Enttaeuschung, aber auch ein Gefuehl der Erleichterung machte sich breit. Enttaeuschung, weil der emotional begruendete Traum Spanien sich ins Nichts aufloeste, Spanien hatte als Einwanderungsland fuer uns seinen Reiz verloren. Erleichterung, weil wir wussten, dass wir selbst in Anbetracht der hochschlagenden Emotionen und unter Druck eines inneren “ich will auswandern” Dranges immer noch klar denken und Falltueren vermeiden konnten.

Nun gut, wenn nicht Spanien, wohin dann sonst? All die klassischen Ziele wie USA und Kanada hatten keinen Reiz fuer uns.  Time Warp, Partytime, Januar 1989, kurz nachdem wir mal wieder aus Altea zurueck kamen. Ein Freund blabbert von Neuseeland, da wollte er schon immer hin auf Urlaub. Wunderschoen, sauber, Landschaft zum anbeissen, prima Folks, mit vielen Einwanderern aus allen Ecken der Welt – wir hatten etwas weniger Rotwein drin, aber die Beste und PW wechselten auf dieses Stichwort hin einen ihrer hellwachen Auswanderungsblicke. Neuseeland, weit weg, soweit es eben nur geht, viele Einwanderer, lass uns die Bibliothek durchstoebern.  

Alles war geregelt in 1990, wir hatten soweit in Suende gelebt, nun laeuteten die Hochzeitsglocken. Die Familien waren begeistert, und wir freuten uns schon wie kleine Kinder nicht so sehr auf die Hochzeitsnacht, eher auf den Tag danach. Wir fuhren in unseren Honeymoon, mit dem Auto, nach Spanien, fuer drei Wochen.

So jedenfalls glaubte es die Familie mitbekommen zu haben.  Einwandern ist simpler fuer ein Ehepaar, man bekommt das Visum einfacher. Wir wollten sowieso heiraten, leider war immer etwas viel Wichtigeres dazwischen gekommen. Diesmal auch, aber der Effekt war, dass uns das “Diesmal Wichtige” endlich zum Standesamt fuehrte. Wie gesagt, die Familie lullte sich in der Gewissheit, dass die zwei Turteltauben wohl sicher in Spanien angekommen waren und all die Dinge taten, die Neuvermaehlte eben tun.  

Vielleicht haetten wir die Erwartungen der Verwandtschaft etwas an die Realitaet angleichen sollen, nur aus Fairness Gruenden, aber im weisen Rueckblick war es besser so wie es war, und niemand hatte die Gelegenheit uns reinzureden. Seht Ihr, erstens fuhren wir nicht mit dem Auto, wir flogen, und zweitens nicht nach Spanien, sondern nach Neuseeland. Und drittens war diese Reise eine der Vorbedingungen um unsere “Permanent Residence” Visa fuer Aotearoa zu bekommen – Visa mussten damals noch im Land an der Grenze gestempelt werden, sozusagen als endgueltige Bestaetigung.

Das einzig Wahre war das Thema Hochzeitsreise. Aber wir wollten keine schlafenden Hunde wecken, oder noch gefaehrlicher, besserwissende Verwandschaft und Freunde. 

Drei Wochen spaeter, der Bomber landete wieder in Frankfurt. Es war das erste mal im Leben, dass wir Heimweh hatten. Nein, nicht nach Deutschland, nach Neuseeland. Das Haus war innerhalb von vier  Wochen verkauft, wir hatten Glueck, die Hauspreise waren gerade am hochklettern. Der Container fuhr die Strasse hinunter, und niemals mehr wuerden wir soviel Mist mitnehmen wie beim ersten Auswandern.

Cash in der Tasche ist besser als Memories im Container, speziell wenn die Memories aus Moebeln, Fahrraedern, Motorrollern etc bestehen. Lasst Euch gesagt sein, eine Container Load ist wie ein Muehlstein am Hals. Beschraenkt Euch wo es nur geht, trefft die mutige Entscheidung Tante Emma’s alten Bauernschrank zu verkaufen oder zu verschenken. Erstens aendert sich Euer Geschmack sehr schnell in der neuen Heimat, zweitens sind (speziell in Oz) die Haeuser nicht fuer den deutschen Moebelgeschmack gebaut (zum Beispiel haben die meisten Haeuser Einbauschraenke in den Schlafzimmern), und drittens wisst Ihr noch nicht wo Ihr Euer Ei endgueltig legen werdet. Versucht flexibel zu bleiben, haengt Euch nicht mit materiellem Ballast voll. Was zaehlt sind Flexibilitaet, ein klarer informierter Kopf, eine gute Berufsausbildung in einem gesuchten Beruf, und gut geplante Finanzen. Bitte, tut Euch selbst einen Gefallen, LASST DEN SCHROTT ZURUECK !


 Aotearoa – Neuer Start in Neuseeland Bring Your Own Plate 

“Thanks, mate, and don’t forget to bring a plate tonight”. In einer Welt voller Teer braucht der Mensch ein Auto um sich fortzubewegen. Das Geld war transferiert worden, waerend unseres Honetmoons hatten wir schon ein Bankkonto in Auckland eroeffnet. Der Autohaendler (er hiess Dave) nahm den Scheck, wir den gebrauchten billigen Mazda Bus, und Dave lud uns zum Abendessen ein.

Es ist einfach neue Kontakte zu Kiwis zu bekommen. Man braucht nicht mal ein Auto zu kaufen.   Mobilitaet ist wichtig in der neuen Heimat, nur wer mobil ist kann schnell zu Jobinterviews fahren oder sich ein Haus in einer anderen Suburb anschauen. In Neuseeland (wie auch in Perth) ist der Public Transport (oeffentliche Verkehrsmittel) nicht weit fortgeschritten. In beiden Faellen ist die Bevoelkerungsdichte zu gering um ein intensives oeffentliches Transportnetz aufzubauen.

Und das war ein anderer Grund fuer uns auszuwandern – die Bevoelkerungsdichte. In Neuseeland leben etwa 25 Einwohner pro Quadratmeter, in 1991 waren es 254 in Deutschland. Greifen wir den Ereignissen etwas vor, in West Australien  (WA) zum Vergleich leben 0,5 Leute auf dem Kilometer. Das heisst, wenn sich in WA eine Person auf einem Quadratmeter tummelt, dann muessen sich in Deutschland 508 Leute auf die gleiche Flaeche quetschen. Das ist einer der Greunde, warum es in Neuseeland (und in Perth) so gut wie keine Wohnsilos gibt. Die Welt besteht aus Einfamilienhaeuschen. 

Nichts anderes war “Dave’s Place”, ein freistehendes Haus auf einem kleinen 1000 qm Grundstueck, in einer Auckland suburb (Stadtteil). Wie verlangt brachten wir Teller mit, und Besteck. Dave nahm die Teller, schaute etwas irritiert aus der Waesche, sagte aber keinen Ton. Naja, muss wohl unser Akzent sein, vielleicht sollte man doch nicht “Hi mate, how are you, nice place you’ve got” beim ersten Besuch sagen.  Die englisch orientierte Hoeflichkeit verbot Dave einen Kommentar loszulassen, und der Kommentar bezog sich nicht auf die Willkommens Phrase. Die war perfekt. Der Kommentar, abgeliefert nach ein paar entspannenden Coke – Ballantine Drinks, bezog sich auf unsere Teller. “Bring your own plate” heisst, man bringt einen Teller MIT WAS DRAUF! Sozusagen unterstuetzt man den Gastgeber bei der Provision der Speisen, und die Party wird nicht zu teuer fuer die Gastgeber. Wieder was gelernt.   

Mentalitaetsunterschiede 

Die “bring a plate, mate” Episode ruft ein Schmunzeln hervor, aber Neuankoemmlinge an fremden Gestaden muessen sich daran gewoehnen, dass sie zienlich haeufig in das Fettnaepfchen treten werden. Entsetzt oder deutsch-rechthaberisch zu sein ist die beste Methode sich von den Einheimischen zu entfremden. Sag Entschuldigung, lache drueber, lern was draus, und weiter geht das Leben. In Englisch gesagt “Say you are sorry, have a good laugh, and get on with life”.

Die Bedeutung der Worte ist schwierig zu uebersetzen ohne die eigentlichen unterschwelligen Emotionen der Wortwahl zu zerstoeren. “Say Sorry” hat nichts zu tun mit unterwuerfiger Entschuldigung. Im englisch beeinflussten Weltbild ist eine Entschuldigung nur ein Zeichen, dass man einsieht einen Fehler gemacht zu haben, ohne gleich deshalb im Boden versinken zu muessen. “Saying Sorry” ist mehr eine Gelegenheit die Konversation auf eine nette Art fortzusetzen wenn eine prekaere Situation eine Stockung der Konversation  fuerchten laesst. Niemand wird hinterher die Entschuldigung wieder und wieder reinreiben. Insofern ist derjenige, der “Sorry” sagt, nicht ein Verlierer, sondern wird spontan und gern sofort wieder in die Gemeinschaft mit aufgenommen.

Weitaus besser, als zu versuchen sich zu rechtfertigen um eine formale Entschuldigung zu vermeiden (wie das oft in der deutschen Mentalitaet verankert ist). Das wichtigste hierbei ist das Ziel, und das ist “get on with life [and forget about the incident]”. Jeder hat eine zweite oder mehr Chancen, deshalb lernen Kinder immer wieder die “two magical words: please and sorry” zu gebrauchen. Wer seine Fehler nicht einsieht, wer nicht “sorry” sagen kann, wer rechthaberisch ist – dem kann man nicht vertrauen.  

Es dauerte eine Weile meine deutsch gepraegten Reaktionen auf das englisch gepraegte Umfeld umzustellen. Keiner warnte uns, deutsche Erziehung hatte ihre Spuren hinterlassen, und deshalb seid informiert. Englisch gepraegte Mentalitaet ist in wichtigen Teilen der Kommunikation sehr verschieden von der deutschen Mentalitaet. Verwechselt Kommunikation niemals mit Uebersetzung von Worten. Kommunikation ist der Anteil einer Unterhaltung, den man nicht in der Schule oder Sprachschule lernt. Nur Training vor Ort wird gefahrlose Kommunikation im Laufe der Zeit ermoeglichen. Bis dahin, liebe deutsche Schnauze, halte Dich etwas zurueck. 

Ich zitiere das Hemdenbeispiel. Nehmen wir einmal an, Du erscheinst im Buero in einem giftgruenen Hemd mit pink Streifen und Marilyn Monroe Image. Der normale Buerodress ist konservativ addrett, oder Hemd und Krawatte. Nun fragst Du einen Arbeitskollegen, wie er Dein Hemd mag. Die Antwort einer englisch gepraegten Person wird sein “it’s different, but you can wear it”. In uebersetztem Klartext heisst das soviel wie “kein Aas wuerde so einen Schrott anziehen, und nur so eine komische Type wie Du kann so dahergelaufen kommen”. Was denkt der Deutsche? Der Deutsche fuehlt, dass die englische Person hinter dem Busch haelt, dass die Antwort nicht das exakte Empfinden der Person ausdrueckt, dass die Person nicht ganz die Wahrheit sagt. Schlussfolgerung: Du kannst der Person nicht trauen. 

Drehen wir das Hemd um. Diesmal traegt es die englische Person und fragt den Deutschen ueber seine Meinung. Die gut deutsche Antwort ist “Mensch, sowas kannste doch hier nicht tragen, siehst aus wie eine ….” . Was denkt der Hemdtraeger, die englische Person? Mein Gott, der Kerl ist aber “rude” (unhoeflich und direkt), hat kein Benehmen, explodiert gleich in Dein Gesicht, hat kein Taktgefuehl. Schlussfolgerung: Du kannst der Person nicht trauen.  

Beide kommen zu demselben Resultat, dass man dem anderen nicht trauen kann. Beide glaubten, gemaess ihrem kulturellen Hintergrund, hoeflich, ehrlich und offen zu sein und wollten mit dem anderen kommunizieren. Und beide werden ab sofort eine zukuenftige Konversation vermeiden. Leute, lernt frueh genug zu akzeptieren, dass der deutsche Weg nicht immer der beste ist. Seid bereit Euch der neuen Kultur anzugleichen, und noch mehr, aendert Euch im laufe der Zeit von Grund auf. Wir haben uns in den sechzehn Jahren so stark veraendert, dass wir manchmal Probleme haben um mit unseren deutschen Besuchern klarzukommen. Sie sind uns “zu deutsch”. Ich sage nicht, englisch ist besser, aber wenn Ihr in einem anderen Land den Fuss auf den Boden bekommen wollt, dann seht zu, dass Ihr Euch mehr Freunde als Feinde macht. Und kultureller Angleich, das akzeptieren und erleben einer anderen Mentalitaet, ist absolut notwendig. Lasst den Australier bei Rot ueber die Ampel gehen, und haltet den Mund.  


 Der Neuseeland Alltag  

Am Anfang war kein Job. Wir hatten die Finanzen gut geplant, kauften ein preiswertes Haus, eine 24-Fuss gebrauchte Segeljacht, gingen Badminton spielen, tauchen, angeln, und besuchten Sprachkurse. Was fuer eine Aufzaehlung, wird der Leser denken. Alles macht Sinn. Ausser dass man Zeit totschlagen muss, seinen Hobbys froehnen will, sich sportlich betaetigt und die Sprache lernt, bekommt man Kontakte. Segelclub, Badmintonclub, Sprachschule - Leute und Kontaktmoeglichkeiten wo man hinsieht.

Wartet nicht, dass die Welt zu Euch kommt, geht in die Welt, auch wenn es Anfangs schwierig ist, speziell wenn eine Sprachbarriere existiert. Oder wie wir sagen ”To find a prince you have to kiss ten frogs. So better start kissing frogs.”  

Das Haus war klein. Ein “three by one”, drei Schlafzimmer, ein Bad. In Neuseeland oder Oz werden Haeuser nach der Anzahl der Schlafzimmer und der Anzahl der Badezimmer klassifiziert, nicht nach Quadratmetern. Unser 3x1 war nur 150qm gross, und stand auf einem 2000qm Grundstueck mit Bach im unteren Teil und Natur pur ringsherum. Preis in 1991: $132,000 NZ$, oder damals etwa 110,000 Mark. Die bereits erwaehnte Segeljacht war kein Luxusartikel, was man bei NZ$10,000 Kaufpreis nicht behaupten kann.

Das wunderbare ist der Mangel an Fuehrerscheinen in NZ oder auch in Oz. Segeln, Angeln, oder einen Anhaenger mit dem Auto ziehen, Lizenzen sind normalerweise nicht noetig, und wenn doch, dann sind sie sehr einfach zu bekommen. Der Hafen von Auckland ist eine Bucht von 20sm Durchmesser und ueber 30 Inseln, ein Traum zum Segeln. Die naechste Bucht zum Angeln war 5 Minuten weg mit dem Auto, und wenn schon ein anderer Angler dort seinem Hobby nachging, dann fuhren wir eben in die naechste Bucht. 

Schon mal Austern frisch vom Felsen gegessen (man bringt natuerlich den Schampus mit zum Sonnenuntergang), oder Vongole Muscheln gesammelt und am gleichen Abend Spaghetti Vongole gekocht? Auf dem Heimweg kehrt man noch schnell in der Winzerei ein und holt sich einen Neuseeland Sauvignon Blanc, weil irgendwie muss das Mahl runtergewaschen werden. Der Begriff “frischer Fisch” nimmt neue Dimensionen an, wenn das Tier, alle zwei Kilo, noch im Eimer zappelt kurz bevor der Zubereitung.  

Neuseeland war ein Traum, nur die Job Situation ist nicht so rosig. Zwar fanden wir beide innerhalb von zwei Monaten einen Job, aber die Bezahlung war lausig. Mit einem Gesamteinkommen von NZ$ 38,000 konnten wir nicht viel ansparen, aber da wir unser Haus bar bezahlt hatten, ohne Hypothek (“mortgage” auf Englisch, ein wichtiges Wort !), ging es uns sehr gut. Deshalb, seid strikt mit Euren Finanzen, und kommt nicht in Oz an um gleich am naechsten Tag eine teure Huette und/oder den fetten Allrad Wagon zu kaufen. Mietet zuerst, lernt Eure Umwelt kennen, findet raus wo man ein Haus kaufen sollte (in welcher “Suburb”), und wo man am besten die Finger weg laesst. Und macht Euch mit den Mietgesetzen vertraut, die sind wesentlich anders als in Deutschland.   


 Die Jobwelt 

Wenn man dem Gerede glaubt, dann werden 70% aller Jobs unter der Hand oder durch Kontakte vermittelt und erscheinen niemals in der Zeitung oder auf dem Internet. Aus eigener Erfahrung kann ich diese Annahme unterstuetzen. Wieder wird es sonnenklar wie wichtig Kontakte sind, und wie wichtig es ist faehig zu sein Kontakte auszubauen und zu pflegen. 

Die Form des deutschen Lebenslaufs ist grundverschieden von der Form des “autralischen” Lebenslaufs. Kopie der Zeugnisse in dreifacher Ausfertigung ist in NZ und Oz unbekannt, ein Bild wird in 99,99% der Faelle nicht draufgeklebt.

Vor der Auswanderung liessen wir unsere deutschen Zeugnisse in Deutschland uebersetzen. Wenn wir heute die Uebersetzungen lesen, dann wundern wir uns nicht mehr, warum kein Arbeitgeber auf schriftlich Bewerbungen reagierte. Absoluter Mist, und schweineteuer. In Deutschland bezahlten wir in 1990 fuer Uebersetzungen von einem anerkannten Diplomuebersetzer etwa 2,500 Euro in heutigem Geld. Das Uebersetzerbuero war uns von der Botschaft in Bonn empfohlen worden! In 2002 liessen wir fuer deutsche Freunde deren Zeugnisse in Perth von einer deutschsprachigen registrierten Uebersetzerin bearbeiten (etwa gleiche Menge Worte wie unsere Zeugnisse), fuer umgerechnet 400 Euro. Und die Qualitaet war um Klassen besser. Ich wuerde sagen, wandert ein, dann lasst uebersetzen, es sei denn Ihr seid schon in Verhandlung mit einem Arbeitgeber. Oder lasst die Uebersetzungen in Oz machen, wenn Ihr fuer den Auswanderungsantrag Nachweise braucht.  

Und plant fuer eine Weile ohne Job und Einkommen leben zu muessen. Speziell wenn Eure Berufe Nachbildung in Oz verlangen, kann diese Periode durchaus ein Jahr dauern. Miete und Lebenshaltung fuer zwei Leute kosten etwa $35,000 - $40,000 pro Jahr in Perth. Dann habt Ihr einen einfachen Lebensstil ohne Schulden, mit kleinem Auto, und am Ende des Monats nicht viel uebrig. Allerdings braucht Ihr auch nicht mehr in den Urlaub zu fahren, das Geld spart Ihr Euch. 

Ich fing in Auckland am Flughafen an, Schichtarbeit, und arbeitete fuer eine Car Rental Company fuer $7 die Stunde. In Deutschland war ich ein recht gut bezahlter EDV Fachmann. Dann drueckte ich die neuseelaendische (und spaeter australische) Schulbank, ging auf Novell und Microsoft Kurse, bestand die Examen als Master CNE und MCSE, und der Rubel rollte. Erwartet nicht, dass der Arbeitgeber das Training zahlt, selbst ist der Mann / die Frau.

Soweit habe ich die folgenden Zertifikate eingeheimst und etwa $30,000 ueber zehn Jahre dafuer bezahlt (steuerabsetzbar!): 

-    Jede Menge Novell und Msoft wie gesagt (1992)

-      ITIL Foundation and Master (IT Service Delivery Best Practice)  (2000)

-      PRINCE2 Foundation and Practitioner (Projekt Methodology)   (2000)

-       Advanced Diploma in Management and Leadership (Uni WA / Australian Institute of Management)   (2002) 

In Deutschland war ich zwar in meiner Firma als EDV Fachmann anerkannt, aber das nutze mir in NZ oder Oz einen feuchten Lappen. Ohne die NZ / Oz Zertifikate haette sich nichts geruehrt. Und ich habe nie aufgehoert zu studieren und Examen zu sitzen.

Was bin ich jetzt? Wuerde sagen ein recht hohes Tier im IT Management einer West Australien weiten Company, und kann nicht ueber das Gehalt klagen.


 Meine Beste war Buerokauffrau, mit Lehre, null Chance in NZ oder Oz einen Job auf der Basis zu scoren, keine Wertigkeit des Berufes. Nachdem sie ein Zertifikat fuer das Reisebusiness bestanden hatte (nach drei Monaten) bekam sie sofort einen Job. Als Beste von allen war ihr das nicht gut genug, sie ging fuer fuenf Jahre Part Time auf die Uni, und bestand ihr Finanzwirtschafts Examen (Accounting mit nochwas dazu) als eine der Top 15% Studenten. Bekam sofort einen Job, und der Rest ist Geschichte. 

Unsere aggressive Art die Zukunft selbst zu formen und niemals den Kopf in den Sand zu stecken hat dazu gefuehrt, dass wir innerhalb von knapp vierzehn Jahren schuldenfrei waren (wir kauften spaeter in Perth ein teureres Haus in Strandnaehe und hatten eine Mortgage) und eigentlich schon an Rente denken koennten – mit 55. Unser Anfangskapital hat sich in 16 Jahren versechsfacht, und wir haben die erste siebenstellige Zahl fast erreicht. Ich sage das nur, um die Traeumer aufzuwecken, nicht um anzugeben.

Es war teilweise harte Arbeit, aber immer mit freudiger Zukunftsvision gepaart. Zukunft war und ist eben in Oz noch moeglich, aber man braucht eine starke Portion Pionierwillen, Faehigkeit zum Angleichen an die fremde Kultur und Durchhaltewillen um Zukunftsplaene zu verwirklichen. Ich weiss ich wiederhole mich, aber liebe Traeumer bleibt bitte in Deutschland, liebe “Go Getters” kommt nach Oz.   

Der Banker und Die Wurstbude 

Wir waren absolut happy in Neuseeland, und die Erlebnisse und Stories wuerden viele Kapitel fuellen. Neuseeland’s Natur ist unbeschreiblich und unique in der Welt. Dazu kommt der freundliche Charakter der Kiwis und eine relaxte Einstellung zum Leben. Da dieser Bericht weniger ein Reisebericht ist und hauptsaechlich dazu dienen soll die Welt und Moeglichkeiten fuer Einwanderer zu schildern, werde ich noch eine Story aus NZ erzaehlen.  

Es war in der Zeitung. Neuseeland hatte in 1991 eine ziemlich starke Rezession, und links und rechts wurden Leute entlassen. Einer, der seinen Job verlor, war Bank Manager. Statt sich nun die Augen auszuflennen dachte er drueber nach, wie er den monatlichen Scheck verdienen koennte. Fuer ihn gab es nur eine logische Konsequenz: mache am Hafen von Auckland eine Wuerstchenbude auf. Haette jeder drauf kommen koennen, Wuerstchenbude und Bank Management sind ja so ziemlich dasselbe, oder?

Der Witz war, der Typ hatte Management und Finanz Erfahrung, hatte Drive und Mut was neues zu machen, und da es am Hafen noch keine Wuerstchenbude gab, lief der Laden wie Lottchen. In 1993 kam die Wirtschaft wieder hoch, und auch die Banken suchten wieder Manager. Unser Ex-Banker erfuhr erst davon als er einen Anruf der groessten NZ Bank bekam. Er wurde gefragt, ob er daran interessiert war im Aufsichtsrat der Bank zu sitzen. Etwas perplex erwaehnte er, das ser seit zwei Jahren Wuerstchen verkauft, sehr gute Wuerstchen, aber dass sein Job nicht direkt mit Bankverwaltung zu tun hatte, nur wenn er den taeglichen Umsatz am Schalter ablieferte. Die Antwort des Anrufers war typisch fuer eine Arbeitskultur, die “Go Getters” hoeher bewertet als sogenannte “erfolgreiche Lebenslaeufe”, wo jeder Berufswechsel fachbezogen sein muss und immer ein Treppchen hoeher.


 Der Anrufer sagte, er sei sich bewusst, dass unser Freund einen Karrierewechsel hinter sich hatte. Aber was am meisten zaehlte war die Tatsache, dass er aus dem nichts ein erfolgreiches Unternehmen gegruendet hatte und nicht den Kopf in den Sand steckte. Natuerlich bekam er den Job. Stellt Euch mal vor, in Deutschland bewirbt sich jemand mit dem Lebenslauf “Bankmanager, Wuerstchenverkaeufer”. Er wuerde wohl oft fragende Blicke im Kreuz spueren. Das ist eben der grosse Unterschied zwischen Oz/NZ und Deutschland, wo Papiere der Vergangenheit mehr zaehlen als unorthodoxe Leistungen in der Gegenwart. 

Wer das in Frage stellt, der sei eines besseren belehrt. Eine Bekannte emigrierte vor einem Jahr aus Deutschland, 24 Jahre, Kaffee Shop Manager in einem Franchise Unternehmen, mit 13 Angestellten. Sie ist Hotelfachfrau und war total desillusioniert von ihren Karrieremoeglichkeiten in Deutschland. Seit Jahren probierte sie eine Stelle in ihrem Fachgebiet zu bekommen, und nahm den Kaffejob nur an um die Rechnungen bezahlen zu koennen.  

Sie kam in Australien mit einem “one year working visa” an, verliebte sich spontan in den Kontinent und fing jetzt mit einem Aufbaustudium in “Hospitality” (Restaurants, Hotelmanagement etc) an. Sie wird in 4 Jahren mit ihrem Uni Abschluss fertig sein (sie hat nicht mal Abitur, aber es gibt Wege trotzdem einen Uni Degree zu machen), und ist richtig aufgeblueht. Tagsueber Uni und studieren und lernen und Arbeiten schreiben, abends und am Wochenende bis spaet arbeiten um etwas Geld zu verdienen. Sie hat am Monatsende nicht viel uebrig, aber sie weiss schon, dass sie eine Zukunft hat. Sie arbeitet in einem grossen Hotel in Perth parttime, und Management hat ihr schon gesagt, wenn sie den Uniabschluss hat, wird sie sofort als Assistant Manager eingestellt, mit dem Ziel ihr innerhalb von zwei Jahren eine Management Position zu geben.

Leute, das Madel konnte kaum Englisch, war innerhalb von sechs Monaten fluessig (immerhin muss sie viele Texte lessen), und ist um 180 Grad gedreht. Nebenbei wird sie genug Punkte bekommen um in Oz permanent bleiben zu koennen. Es funktioniert, wenn man die Gelegenheit nicht nur beim Schopf packt, sondern sich Gelegenheiten schafft, auch wenn das etwas ausserhalb der “Comfort Zone” passieren muss.   

 Warnung vor Haien 

Auswanderer sind verwundbare Geschoepfe. Sie kommen in einem Land an umgeben von neuen Gesetzen, neuen Arbeitsmarktbestimmungen, koennen sich kaum verteidigen, wenn was schief geht, und haben meistens nur begrenzte finanzielle Moeglichkeiten. Immigration Agents un Job Agents koennen helfen Wurzeln zu fassen, die gesetzlichen Einwanderungsformalitaeten zu erfuellen, und den ersten Job zu finden. Aber leider gibt es auch in dieser Branche Fieslinge und Haie, die die Verwundbarkeit und Hilflosigkeit von Einwanderern schamlos ausnutzen. 

Ein mehr harmloses Level von Ausnutzen ist das Ueberfuettern mit Service Leistungen. Um sicher zu gehen akzeptieren viele Einwanderer was ihnen von einer Agentur aufgetischt wird. Training hier, Uebersetzung da, Hilfe mit Formblatt soundso – alles oft angeboten nur um moeglichst viele der Einwanderungsfinanzen abzuzapfen.  Viele der angebotenen Dienstleistungen sind von sekundaerer Wichtigkeit und koennen spaeter direkt und/oder kostenguenstiger vom Einwanderer selbst geregelt warden.

Konzentriert Euch deshalb auf absolute notwendige Dienstleistungen und vergesst den Firlefanz. Die Uebersetzung eines Schulzeugnisses (obwohl in Deutschland verlangt selbst wenn sich mein Grossvater auf einen Job bewirbt) interessiert in Oz so gut wie keinen Arbeitgeber. Investiert stattdessen in eine super Uebersetzung der juengsten beruflichen Referenzen und Zeugnisse. Oder Sprachkurse in Oz vor der Auswanderung zu buchen wo es zig Sprachschuklen (und damit preiswirksame Konkurrenz) vor Ort gibt kann genauso Overkill sein.

Investiert in Dinge, die Punkte zum einwandern sammeln, sonst nichts. Wir haben Einwanderer getroffen, die bis zu 50% ihrer Kosten haetten sparen koennen oder besseren Service fuer das gleiche Geld bekommen haetten wenn sie vor Ort die Dienstleistungen gebucht haetten. Es ist schwer eine Pauschalregel aufzustellen, da es viele verschieden Wege zum Einwandern gibt, aber schaut Euch kritisch um, was Ihr wirklich braucht. 

Das naechste Beispiel hat mich selbst sehr geschockt. In Australien sind die Arbeitsgesetze etwas “lockerer” als in Deutschland. Generell gesagt kann man innerhalb der Zahlungsperiode entlassen warden. Wenn Gehaltszahlungen alle zwei Wochen bei der Bank eintrudeln, dann ist die Kuendigungsfrist zwei Wochen. Bei vier Wochen Zahlungsintervall sitzt man in vier Wochen draussen, und laengere Intervalle gibt es selten. Ausnahmen koennen verhandelt werden, aber ich glaube, als Neuankoemmling hat man nicht genuegend Verhandlungsmacht um Ausnahmen aus einem Arbeitgeber rauszuquetschen. 

Normalerweise beinhaltet ein Arbeitsvertrag eine Probezeit von drei Monaten (probation period), und innerhalb der Probation Period kann der Arbeitgeber von heute auf morgen kuendigen ohne einen Grund angeben zu muessen. 

Das ist das Szenario fuer die folgende Story. Nennen wir ihn Peter (nein, ich war es nicht). Peter bekam von einer Job/Einwanderungsagentur ein prima Angebot. Sein Job als Ingenieur war auf der Skilled Migration List, aber ihm fehlten noch ein paar Punkte. Die Agentur bot sich an ihm einen Job zu finden um “irgendwie das Punktedefizit auszugleichen,” Ein Vertrag mit dem potentielle Arbeitgeber wuerde das Punktekonto ausgleichen (fragt mich nicht wie das Ganze gemauschelt wurde).

Kurz darauf kam ein Jobangebot rein, und Peter konnte einwandern und in Oz bleiben solange er den Job hatte. Sein “Sponsor” und Arbeitgeber war die Agentur, nicht die Company wo er anfing. Der Vertrag war erst mal auf ein Jahr befristet, und Peter war sich sicher, bis dahin genuegend australische Zertifikate “nachgesessen” zu haben um seine Permanent Residence durchzudruecken. Dann war er sein eigener Herr und brauchte nicht mehr die Absicherung von der Agentur. So sagte es ihm auch die Agentur.  

Peter zahlte erst mal $5,000 an die Agentur fuer die Jobvermittlung. Normalerweise zahlt in australien der Arbeitgeber, nicht der Arbeitnehmer,  eine Gebuehr an Job Agenturen, aber Peter wurde erst mal zur Kasse gebeten. Dann zahlte er etwa $1000 pro Monat “fortlaufende Gebuehr” an die Agentur.

Kurz vor Ende der Probezeit wurde von der Company (nicht der Agentur) sein Vertrag gekuendigt, ohne grund, ganz legal. Komischerweise war die Agentur nicht in der Lage ihm etwas Neues zu finden, und mit seinem Visum konnte Peter nur noch Australien den Ruecken kehren.  

Im Nachhinein stellte sich folgendes heraus. Agenturboss und Company Manager kannten sich sehr gut und schroepften Peter auf der Basis 50/50. Das Spiel trieben sie mit einigen Einwanderern, und die existierenden Gesetze liessen es nicht zu die Jungs zu verurteilen. Natuerlich sind alle Spuren gut verwischt und nichts kann bewiesen warden. Also passt auf, solche Fieslinge koennen durchaus noch aktiv sein. Ich weiss keine Loesung zu dem Problem, meines Wissens nach gibt es keine Association for Immigration Agents, die Qualitaet und ethisches Verhalten von ihren Mitgliedern verlangt. 

Schlussfolgerung 

Auswandern ist sehr persoenlich und sollte nur von einer starken inneren Basis heraus erfolgen, nicht aufgrund von Kurzschlusshandlung. Der Auswanderer ist am Anfang nicht viel mehr als ein “Gastarbeiter”, toleriert, aber nicht unbedingt aktiv unterstuetzt. Erwartet nicht, dass Euch Australien das Leben leichter machen wird. Zwang zur Anpassung, einige negative Ueberraschungen, ungewohntes kulturelles Umfeld, verschiedenartige “business rules and behaviour”, all das kann starken Stress hervorrufen.

Eine gute Regelung der Finanzen, Sprachkenntnisse und passende berufliche Ausbildung (plus ein paar andere Dinge) geben Euch zwar genug Einwanderungspunkte, aber Einwanderungspunkte sind nicht gleichzusetzen mit beruflicher, sozialer und gesellschaftlicher Anerkennung. Einwanderungspunkte sind der Anfang der Reise, keine Bestaetigung der Ankunft oder gar ein Sicherheitsnetz oder eine Erfolgsgarantie.

Einwanderungspunkte erlauben Euch durch ein schwarzes Loch ins Wasser zu springen, Schwimmen lernen muesst Ihr selbst, und niemand wird Euch die Verantwortung des eigenen Erfolges abnehmen.  Weiter oben habe ich die Kategorien der verfehlten Auswanderungsversuche gelistet. Das absolute traurige ist, dass alle “Verfehlten” – nachdem sie wieder in Deutschland sind - eine schlimme Sache immer mit sich herum tragen werden: die Erinnerung an einen geplatzten Traum, und die Erinnerung an Australien.  

Seid deshalb bitte brutal ehrlich zu Euch selbst bevor Ihr den Schritt macht, Auswandern ist so aehnlich wie Schwangerschaft – “ein bischen” oder “auf Probe” funktioniert nicht. Seid Euch ueber die Konsequenzen im klaren, die Notwendigkeit zum Aendern und staendiges Angleichen an ein neues Umfeld (permanent Change) werden fuer die ersten 4-5 Jahre Euer taeglich Brot sein, Sicherheit und Geborgenheit sind das Letze was Ihr erwarten koennt. 

 Auswandern hat uns einen Traum ermoeglicht, nur schade, dass wir den Schritt nicht zehn Jahre frueher getan haben. in Altea bewunderten wir die Gaerten mit den Orangen, Zitronen und Palmen. Alle drei wachsen jetzt bei uns im Garten, neben dem Swimming Pool, und manchmal frage ich mich warum ich diese schnellwachsenden Unkraeuter nicht einfach am Boden absaege. Wuerde mir viel Arbeit sparen. So stark aendern sich Ansichten. Keine Angst, ich werde sie niemals abschneiden.       


comments

  1. Vielen vielen Dank fuer Deinen Artikel!

    Du hast mich damit in meinen Auswanderungsplaenen bestaerkt und dafuer danke ich Dir!

    Eigentlich solltest Du diesen Bericht drucken lassen, er laesst sich wunderbar lesen, ist ehrlich, hilft und zeigt eine ganz andere Seite des Auswanderns.
    In vielen Buechern, die sich mit dem Thema Auswandern befassen, wird alles nur in den hoechsten Toenen gelobt und nur das aufgezeigt, was man eh schon weiss. Ueber die Probleme, mit denen man rechnen muss, die Ueberlegungen, die man sich vor einer Auswanderung stellen sollte, etc. liest man nur sehr selten.
    Dein Bericht koennte vielen potentiellen Auswanderern helfen und die "Traeumer" (wie Du sie so schoen nennst) vor einer schlechten Erfahrung bewahren....

    Nochmals vielen vielen Dank!!

    posted_by DeeDee — 05 2007, 10:16

  2. Danke DeeDee
    Genau das habe ich gewollt, einen Realitaetscheck fuer Auswanderungswillige. Fuer uns war es ebenfalls schwierig wahre Hintergrunderfahrung zu bekommen. Die "technische" Seite der Auswanderei ist in tausend Buechern beschrieben, die "menschliche" Seite wird oft emotional in den anderen tausend Buechern abgehandelt, aber "cold facts of day-to-day life" findet man selten.

    Besser als drucken ist wohl die Verbreitung durch "word of mouth". Vielleicht kennst Du andere potentielle auswanderer, gib ihnen einfach den link.

    Cheers
    PW

    posted_by Peterw — 06 2007, 01:52

  3. Hi PW,

    ... sehr schoen geschrieben ... ich bin beeindruckt!

    Dieser Beitrag ist unbedingt lesenswert für alle Auswanderungswilligen! Vor allem für solche mit der Einstellung: "Hauptsache raus aus Deutschland".

    Ich habe schon einige Geschichten ueber Erlebnisse von OZ-Auswanderern aus aller Welt gehoert: Vom Lebenskuenstler bis zum Kriegsfluechtling... Von einem Deutschen ist das die zweite.

    Ich denke, ich werde beginnen auch meine Geschichte aufzuschreiben und zu dokumentieren - auch wenn ich erst am Anfang stehe und mein Visa-Antrag vielleicht erst heute in Adelaide ankommt...

    Cheers
    hobbybrauer

    posted_by hobbybrauer — 08 2007, 16:42

  4. Hi Peter

    Good on y'a mate.
    Down to earth and straight from the heart.
    So soll ein Erfahrungsbericht sein. Schön geschrieben.

    Du hast damit vielen geholfen ihre Entscheidung zu überdenken und vielen anderen, die das schon hinter sich haben, den Rücken gestärkt.
    Die Zeit des Wartens auf 'Visa granted' wird so versüßt.

    Danke und see you Down Under
    Mate

    posted_by Mate — 09 2007, 18:12

  5. Thanks, Guys and Gals

    Ich habe das Gefuehl in Deutschland waechst eine neue Generation Auswanderer heran. Ich wundere mich, ob die Politiker das Risiko des "braindrain" richtig einschaetzen. Wenn ich hoere, dass schon Schueler und Studenten planen Deutschland zu verlassen bevor sie ueberhaupt ihren ersten Berufsabschluss hinter sich haben, dann sehe ich, dass das Deutschland viel Geld kosten wird. Finde ich aber gut, dass die neue Generation einen mehr globalen und langfristigen Blick der Dinge hat - besser als Politiker, die im vier Jahre Rhythmus denken.

    Cheers
    PW

    posted_by PeterW — 10 2007, 05:07

  6. Tja, ist auch kein Wunder, wenn viele gut ausgebildete Deutsche Deutschland den Rücken kehren.
    Wie so schön in einem Bericht im TV gesagt wurde "Deutschland macht es einem momentan so unheimlich leicht, auszuwandern" - und dem kann ich nur zustimmen.

    Ich beispielsweise habe studiert mit zusätzlichen Weiterbildungen, Kursen und einem weiteren Nebenfach. Habe mein Studium gut abgeschlossen, nebenher viel gearbeitet, viele Erfahrungen auch im internationalen Rahmen sammeln können.
    Nun stehe ich da, den Abschluss in der Tasche, für Praktika werde ich grundsätzlich abgelehnt (Begründung: Überqualifikation), bei "angemessenen" Stellen bekomme ich meist die Absage (wenn überhaupt etwas kommt), dass ich zwar bis zur letzten Runde kam, dann aber jemand doch alle Anforderungen erfüllte (Mitte 20, 10 Jahre Berufserfahrung, 10 Sprachen fließend, als beste des Jahrgangs abgeschlossen und am besten noch unfruchtbar).
    Man erhält hier nicht einmal die Chance, zu zeigen, was man kann.

    Und dann noch diese Dauer-uns-geht's-ja-so-schlecht-Stimmung.... Das Wetter tut sein übriges dazu....

    Das Traurige an der Sache ist, dass ich nicht die Einzige bin, der das so geht. Viele meiner ehem. Kommilitonen arbeiten mittlerweile in Berufen, die keinerlei Ausbildung erfordert hätten und haben sich damit abgefunden. Oder sie gehen ins Ausland, wo ihre Arbeitskraft noch willkommen ist und sie zumindest noch Praktika machen können, um sich weiterzubilden.
    Nicht nur ich würde auch gerne einfach Jobs annehmen, wenn man nur wüsste, dass man irgendwann aufsteigen kann....

    Nunja, unsere Auswanderungspläne (zumindest auf Zeit) sind am stetigen Wachsen und Erweitern und ich kann es nicht erwarten, wenn es endlich soweit ist.
    Ich habe zwar große Angst davor, meine Lieben hier zu lassen, aber man muss sein eigenes Leben leben und etwas wagen, um seinem Ziel näherzukommen und das tun zu können, worauf man jahrelang hingearbeitet hat.

    posted_by DeeDee — 22 2007, 09:39

  7. Hallo PW,

    vielen Dank für diesen Artikel, nach genau so etwas habe ich gesucht! Toll zu lesen, witzig geschrieben... und am wichtigsten, du zwingst einen dazu, sich die wirklich essentiellen Fragen zu stellen.

    Es ist schon fast unglaublich, wie dein Lebenslauf mit meiner Situation übereinstimmt: Die gleichen Gründen haben mir die Lust daran in Deutschland zu leben, auch ich wollte zunächst nach NZ, habe mich dann aber letztendlich für Perth entschieden. (Leider habe ich NZ nie persönlich gesehen). Und auch ich arbeite in der IT-Branche.

    Ich möchte deshalb hier mal auf deinen Ratschlag eingehen, Kontakte zu knüpfen: Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir Tips irgendwelcher Art geben könntest, wie ich dahin kommen kann, wo du jetzt bist! :)

    Ein lieber Gruß
    Ratzfatz

    posted_by Ratzfatz — 22 2007, 23:02

  8. Ein perfekter Bericht/Ratgeber fuer Emigranten - Chapeau, Peterw!

    Ich (*1950) kenne Perth und W.A., ich war 1971 als Gast der australischen Regierung mit dem Programm "Undergraduates' Working Visit to Australia" ein Vierteljahr in Australien, davon zwei Monate in Perth als "Karriereberater" im "Ministry of Labour and National Service" = Arbeitsamt Perth City. Ich nahm die Daten der Arbeitssuchenden auf, glich sie mit Jobofferten ab und (typisch deutsch!) ermahnte sie, sich eifrig weiter zu qualifizieren....

    Den verbilligten Flug mit Qantas (DM 2.000, 1971 eine Stange Geld) musste man selbst bezahlen; die australische Regierung suchte als prospektive Einwanderer Leute, die es ernst meinten.

    Den letzten Monat nutzte ich fuer eine Rundreise durch ganz Australien: Albany, Adelaide, Melbourne, Albury Canberra, Brisbane, Townsville, Mt. Isa, Darwin, Alice Springs, Hobart, Launceston, Sydney. Unvergesslich und traumhaft. - 1971 unternahmen dies die Wenigsten.

    In Australien lernte ich, die Bedeutung des Begriffes FREIHEIT zu erfassen.

    Soweit mein etwas nostalgisches Motiv, mich hier zur Wort zu melden.

    2004 emigrierte ich nach Cochabamba/Bolivien: Superb, ich bin dem Staatssklavendasein* entronnen!

    Das Allerwichtigste, was man schon VOR der Emigration kapieren muss: Wie die Dinge in der BRD gehandhabt/gelebt werden, ist im Gastland piepegal! Anpassen oder untergehen! Landessprache BEHERRSCHEN, nicht mosern sondern ANPACKEN und sich integrieren! Und die Sache laeuft.

    Wer darauf besteht, dass der hiesige Tennisclub DIESSELBE - natuerlich ideale - Satzung wie die des Tennisclubs von Freiburg im Breisgau haben MUSS, ist ausserhalb der BRD fehl am Platze.

    Saludos & muchísimos años felices en el "Wildflower State",

    don Matías.

    *)Vauvenargues, Luc de Clapiers, marquis de (1715-1747), moraliste français:
    "La servitude abaisse les hommes jusqu'à s'en faire aimer."
    Serfdom humiliates man to the point of loving it.
    La servidumbre humilla al hombre hasta amarla.
    Die Knechtschaft erniedrigt die Menschen so weit, dass sie sie lieben.

    posted_by Matthias Bode — 23 2007, 02:45

  9. Matthias

    Schoen, dass es einer von der "alten Auswanderergarde" auch so sieht. Dein Zitat trifft den Nagel auf den Kopf. Deutsche werden traininert jegliches Risiko zu vermeiden, der Staat wird Euch behueten. Gleichzeitig muessen sie aber die nackte Wahrheit tagtaeglich erleben, die genau das Gegenteil vorlebt. Risiko muss einfach gemanaged werden, gute Planung minimiert Risoko und macht es verdaulich. Aber leider ist die Behandlung von jeglichem Risoko nicht auf dem deutschen Menuezettel. Deshalb verpassen gerade die jungen Leute ungeahnte Chancen im Ausland. Wer glaubt in Deutschland herrscht Freiheit, der kann das sicherlich auf Meinungsaeuserung oder das politische System beziehen, beides hat einen hohen Standard. Was aber Freiheit des Geistes angeht, Freiheit zur Selbstentfaltung, Freiheit und Moeglichkeit das eigene Potential voll auszuschoepfen, da habe ich meine Zweifel. Leute, kalkuliert Euer Risiko (allerdings nicht zu 99.99%, glaubt mir, 70% reichen auch), und dann traut Euch mal was zu. Was habt Ihr schon zu verlieren, was nicht wieder hergestellt werden kann?

    Vielen Dank fuer die Gruesse, and many happy years for you as well, mate.

    Cheers
    PW

    posted_by PeterW — 23 2007, 08:00

  10. Hallo auch nochmal von mir

    Das mit dem Kinderbuch wäre doch mal ne Idee ;)

    Mir kommen hier beim Lesen schon fast die Tränen, weil mich Eure Artikel nur ermutigen, weiter an den Auswanderungsplänen zu arbeiten. Leider reicht das Geld noch nicht ganz aus, aber auch daran wird gearbeitet.

    @Ratzfatz:
    Tja, die Sache mit dem Arzt und coole (und richtige) Reaktion Deinerseits. Manchmal denke ich mir echt, was die Leute eigentlich von Australien wissen. Selbst im Outback ist dort der Arzt oft schneller bei Dir als hier in ner Großstadt mit Stau oder auf dem Land - wenn Du denn überhaupt außerhalb der Sprechzeiten einen erreichst.... Und dann bitte nur mit Karte und Praxisgebühr.... die gute deutsche Bürokratie muss gewahrt bleiben - selbst in der Notaufnahme im Krankenhaus, alles schon erlebt - als würde man wieder abhauen....

    @PW und Matthias:
    Wenn man hier die Nachrichten verfolgt - oder sich noch besser auch mal außerhalb dieser über Politik etc. informiert, merkt man schnell, wie "frei" man in Deutschland noch ist....

    Tja, nun heißt es nur noch: genug Geld zusammen bekommen und dann heißt es hoffentlich bald: Australien, ich komme :)

    P.S.: @PW: Weißt Du zufällig, wie gut Bed & Breakfast-Pensionen in Australien nachgefragt/besucht werden?

    posted_by DeeDee — 23 2007, 15:55

  11. Moin,

    gerade habe ich den Artikel gelesen.
    Traurig, aber leider wahr....

    @PW: Mangels Geld und Kenntnissen der örtlichen Gesetze käme ein eigenes B&B eh nicht in Frage. Es hat mich nur interessiert, wie beliebt es in OZ ist. Auch mit dem Hintergedanken - wenn es mit OZ klappt - ein eigenes (oder etwas ähnliches) selbst auf die Beine zu stellen; aber wie gesagt: wenn, dann erst in etwas fernerer Zukunft. Erst "normal" arbeiten und dann weitersehen.

    Grüssle

    posted_by DeeDee — 26 2007, 11:14

  12. Ratzfatz
    Sydney oder Perth oder Brisbane oder ... does not matter. Wichtig ist erst mal, dass Du reinkommst und Fuss fasst, so 2-3 Jahre. Die vergehen wie im Flug, glaub mir. Jobwechsel ist so wie Hauswechsel in Oz, spaetestens alle 4-5 Jahre. Die Dynamik im Jobwechsel gibt Dir die Moeglichkeit mehrere Arbeitgeber "auszuprobieren" und ein Network mit Kontakten zu schaffen (deshalb immer im Guten weggehen !). Und ob man im Osten oder Westen arbeitet ist egal. Viele sind in Sydney stationiert und fliegen regelmaessig nach Perth fuer irgendwelche Kunden. Mobilitiaet wird in Oz gerade im IT Bereich vorausgesetzt. Aber keine Angst, man kann sein Leben auch sesshafter gestalten. Und man gewoehnt sich dran mal fuer einen Tag nach Sydney oder Kununurra zu fliegen, und am naechsten Tag zurueck zu sein. Was sind schon lumpige 4,000km?

    Cheers
    PW

    posted_by PeterW — 27 2007, 01:53

  13. Hallo Peter
    Ich muss zugeben, dein Artikel ist super! Ich lese sonst Auswanderungsgeschichten eher gelangweilt, weil ich mich oft weder damit vergleichen kann noch sind sie unterhaltsam. Dein Artikel war wirklich sehr unterhaltsam!
    Mein Mann ist Australier, wir leben (noch) in der Schweiz. Nachdem ich deinen Bericht gelesen habe, verstehe ich meinen Mann plötzlich etwas besser. Er versucht ständig seine Jobs durch Bekannte zu bekommen, statt wie anständige Schweizer im Internet oder in der Zeitung zu suchen. Ausserdem kümmert es ihn gar nicht, dass er in seinem Lebenslauf soviele verschiedene Jobs hat, die nicht zusammenpassen, darunter auch "Hilfspfleger". Ich bekomme jedesmal Zustände, wenn er wieder eine Arbeit hat, die meiner Ansicht nach den Lebenslauf in eine schräges Licht rückt. Aber scheinbar ist sowas in Australien eben nicht so relevant wie hier in der Schweiz wo man ständig versucht seinen Lebenslauf "aufzubauen".
    Wir werden jedenfalls versuchen, nach Australien zu gehen, in den nächsten zwei Jahren. Mein Mann leidet nämlich an chronischem Heimweh, dass sich wohl nur mit Australien selbst kurieren lässt.
    Gruss, Zabina

    posted_by Zabina — 01 2007, 13:14

  14. Hallo Peter
    Zur Zeit sind ich und meine Mann gerade in Kontakt mit einem Immigration Agent, damit sie mir hilft mit dem Visum für Australien. Nachdem ich Deinen Artikel aber gelesen habe, bin ich nun doch unsicher, ob wir nicht einfach losziehen sollen und alles von Australien aus machen.
    Für den Agent musste ich bis jetzt ein "Questionnaire" ausfüllen, damit sie meine Chancen auf ein Visa für 300 CHF(ca. 300AD). beurteilt. Das hat mich verunsichert, denn man kann mich doch kaum ausweisen, da ich ja bereits mit einem Aussi verheiratet bin. Und nun warte ich seit drei Wochen auf die Auswertung, dabei denke ich, es kann ja nicht so wahnsinnig schwer sein, eine Auswertung zu machen wo ich doch, wie bereits gesagt, verheiratet bin und immer gearbeitet habe, ect.
    Was würdest Du raten? Einfach losziehen oder es sauber von der Schweiz aus beantragen?
    Gruss, Zabina

    posted_by Zabina — 03 2007, 15:16

  15. Zabina
    Ich kenne mich zwar nicht so gut mit den Immigration Laws aus, aber wenn Du mit einem Aussie verheiratet bist, dann duerfte es simpel sein nach Oz zu kommen. Ich habe gehoert (ohne dass das wahr sein muss), dass der nicht-Australische Partner nur fuenf Jahre an der Seite des Aussie Partners leben muss (nicht in Suende, sondern verheiratet), und alles ist paletti. Wir haben Bekannte von all corners of the world, und die hatten nie Probleme ihre Partner reinzubringen, nachdem sie selbst erst mal die Aufenthaltgenehmigung hatten (und noch nicht mal Aussies waren). Das klappte sogar, wenn Partner A erst mal die Aufenthaltsgenehmigung bekam, dann zurueck nach Indien flog, heiratete, und den neuen Partner mitbrachte. Ich wuerde mich erst mal auf der Botschaft erkunden, Dein Mann ist schliesslich Aussie und kann erwarten von der Oz Botschaft beraten zu werden.

    Cheers
    PW

    posted_by PeterW — 04 2007, 08:17

  16. Hallo Zabina,

    eine Bekannte von mir ist lediglich mit einem Australier liiert (ohne Trauschein) und nun auch schon seit ein paar Jahren drüben - mit dem Spouse Visum - ohne jegliche Probleme.

    Ihr seid ja verheiratet, daher glaube ich kaum, dass Ihr irgendwelche Probleme bekommen solltet. Ihr habt ja auch bestimmt seit Jahren den gleichen Wohnsitz, oder?

    Da sieht man mal wieder, was die Einwanderungshelfer eigentlich nutzen....

    Grüssle und viel Erfolg!!

    posted_by deedee — 11 2007, 11:15

  17. Hallo,

    ich finde den Bericht sehr gut! Meine Frau und ich beschäftigen uns auch mit dem Thema
    auswandern nach Australien. Ein viermonatiger Urlaub in dieser Region hat mich in
    meinem Wunsch nur unterstützt. Wir gehören zum Glück nicht zu den Träumern und werden
    unseren grossen Schritt entsprechend planen und und die Konsequenzen vor Augen halten.
    Auch wenn meine Frau als Betriebswirtin und Relationship Managerin einer grossen Bank
    und ich als Abteilungsleiter einer Bank eigendlich recht erfolgreich sind, so sind
    wir auf jeden Fall bereit unser Geld auch auf andere Weise zu verdienen bzw. uns
    entsprechend den lokalen Anforderungen weiterzubilden. Wir freuen uns sogar darauf!
    Die Zeiten haben sich in Deutschland dahingehend sehr verändert, als dass man, wenn
    man sich hier an alle "Regeln" hält, zunehmend zu einem "angepassten Arschloch"
    (verzeihung für die Ausdrucksweise!!!) mutiert. Natürlich bedarf es auch in anderen
    Ländern einer gewissen Anpassung aber dann mit ein paar angenehmen Nebeneffekten.

    Wie gesagt, Dein Artikel hat mich sehr bestärkt! Vielen Dank dafür!

    Viele Grüsse,

    Carsten

    posted_by Carsten — 14 2007, 11:51

  18. Hi Carsten

    Guter Realitaetscheck = Guter Start. Es tut gut zu hoeren, dass Ihr bereit seid Euch den Umstaneden anzupassen. Muss so sein egal wohin man geht, aber unter dem Strich kann ich sagen, dass "Anpassen" in Oz nichts mit "Identity Loss" zu tun hat. Die persoenliche Freiheit, das heisst die Freiheit die eigene Persenlichkeit entwickeln und zeigen zu koennen bewerte ich in Oz hoeher als in Deutschland. Deutschland hat sicher vorteile wenn man ein durch und durch geregeltes, zuverlaessiges und damit etwas "verdummendes" und Initiative toetendes Umfeld sucht. Freihei in Oz kommt, wie immer, mit viel eigenverantwortlichkeit. Wenn was schief geht, dann versuche Dich nicht hinter Vadder Staat oder "dem system" zu verstecken. "You stuff it up, you fix it". Diesen Funken Selbsteverantwortungsgefuehl, Bereitschaft ein Risiko einzugehen, und dann mit den Konsequenzen sich selbst auseinanderzusetzen, das alles ist in Deutschland inmitten Millionen von Vorschriften und Regulationen verloren gegangen. Dann beisst Euch mal schoen durch.

    Cheers
    PW

    posted_by PeterW — 15 2007, 02:50

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