Von einer, die auszog...

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10 , 2007

Ein kleines Mädchen wurde geboren

Wie alles begann — posted_by mobileanja @ 15:07

Für alle, die sich fragen wie es dazu kam, dass ich so bin, wie ich bin, sei hier eine kurze Lebens-Entstehungsgeschichte angeführt, wobei Details dazu in den einzelnen Blog-Storys teilweise näher umschrieben werden.

Ein kleines Mädchen wurde geboren in wohlbehütetem Zuhause und gutsituierten Verhältnissen. Es gab wohl eine Mutter, einen Vater, einen Bruder - aber am meisten geprägt in meinen ersten Jahren hat mich mein Kindermädchen. Irgendwie lebte ich mit ihr, als wäre ich ihre Tochter und alles andere rund herum ist nur Staffage - zumindest kam mir das als Kind so vor. Ich fühlte mich wohl, wenn wir zu ihrer Familie nachhause fuhren - ein kleines Haus in bäuerlichen Verhältnissen - half überall mit und genoss es in der Natur und mit Tieren zu sein.

Als es dann kam, wie es kommen musste, dass diese meine Präge-Mutter eine eigene Familie gründete, brach für mich eine Welt zusammen. Ich konnte es nicht verstehen, dass sie auf einmal wegging und uns - speziell mich - einfach so zurückliess. Dieser Bruch war wohl der Beginn meiner Heimatlosigkeit, denn ich weiß noch, dass ich von da an begonnen habe auf eigenen Beinen zu stehen (egal was wer um mich herum von mir wollte zu sein).

Wie es dann auch kommen musste, habe ich mich - sobald ich eigenständig und erwachsen war - von dem Lebensstil meiner Eltern komplett abgewandt und bin zu meinem damaligen Freund und späteren Mann aufs Land gezogen. Wir hatten eine kleine Aussteiger-Landwirtschaft und lebten mehr oder weniger glücklich "von der Hand in den Mund".

Rückblickend gesehen hat mich dieses Leben auch wirklich glücklich gemacht, es war nur die Art und Weise - dass ich mich mit einem Dickschädel Hals über Kopf aus dem Staub gemacht habe - die mir dann in weiteren Jahren zu schaffen gemacht hat. Je älter man wird, umso verständnisvoller wird man auch für seine leiblichen Eltern, und eine Beziehung mit einem 10 Jahre älteren Mann ist für eine gerade mal 18jährige auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei.

In dem Masse, in dem ich mich mit den Jahren meinen Eltern immer mehr annäherte, zog ich mich von meinem Mann immer mehr zurück. Somit war ich wieder mal zerrissen, aber nicht fähig, bzw. immer noch zu jung, um Konsequenzen für mich und mein Leben zu ziehen, zumal da ausserdem noch meine Tochter war.

Dann starben meine Eltern. Ich war gerade mal 25 Jahre alt und musste nun eine Erbschaft verwalten, die mich total überfordert hat. Mein Bruder ist 2 Jahre jünger und hatte noch viel weniger Lebenserfahrung. Irgendwie ist alles dann doch über die Bühne gegangen - mit vielen Parasiten im Pelz aber doch glimpflich. Das war aber auch der Anfang von einem neuerlichen Ende in meinem Leben. Wenn du keine Eltern mehr hast, verlierst du letztlich auch deine Wurzeln.

Zwei Jahre danach habe ich mich endgültig von meinem Mann getrennt und habe mit "Freunden" ein Hotelprojekt in 50 km Entfernung begonnen (die Anführungsstriche habe ich seit der Erbschaftssache in Verbindung mit dem Wort "Freund" nicht mehr weggebracht...). Ich habe viel Energie und Enthusiasmus in diese neue Aufgabe gesteckt und auch viel daraus gelernt. Aber letztendlich habe ich auch gelernt, dass das harte Geschäftsleben nicht schwarz/weiß ist.

Ein 10-Jahres-Vertrag wurde nach 3 Jahren "einvernehmlich" aufgelöst - nicht, weil wir mit dem Hotel keinen Erfolg hatten, nein im Gegenteil, weil das Hotel nach 3 Jahren aus den Kinderkrankheiten heraus war und das der Verpächter von Anfang an so geplant hatte. Harte Realität.

Dann fing mein Tingelleben an. Ein Job als Redaktionsleiter einer neu herausgegebenen Gastronomiezeitung verschaffte mir zwar eine Bestätigung meiner Managementqualitäten, aber keine Befriedigung, weil Journalismus ein extrem unehrliches Pflaster ist - und damit konnte und wollte ich nicht leben.

Zur gleichen Zeit verlief gerade eine Beziehung ins Nichts, sodass ich damals beschloss wegzugehen. Ich brauchte eine Auszeit von Österreich und meinem Umfeld. Bewusst habe ich nie gesagt, dass ich auswandern will - ich habe meine (im wahrsten Sinne des Wortes) Sieben-Sachen in mein Auto gepackt und bin ohne viel Plan nach Andalusien gefahren.

Zur Erklärung: Meine Tochter war zu dem Zeitpunkt bereits 15 Jahre alt und hat beschlossen bei ihrem Vater leben zu wollen (was aus heutiger Sicht auch zu ihrem Besten war, denn sie ist genauso ein Natur- und Tiermensch wie ihr Vater - und vor allem sesshaft!)

In Spanien habe ich von Null neu begonnen. Hier gab es das erste Mal für mich nur mich selber - ohne wo komme ich her und was habe ich bisher getan. Erster Job: Bäckereiverkäufer - 67Std/Woche - Verdienst ca. € 700,-, dann Fleischverkäufer - 40Std/Woche - um ebenso € 700,-, dann Kellnerin um €3,50 pro Stunde plus Trinkgeld.

Harte Tatsachen - aber auch gute Schule für einen Weg back to the roots. Das, was ich auf unserem Bauernhof damals noch ohne viel Ernsthaftigkeit erlebte (Haushaltsführung und Lebensunterhalt), weil ja doch immer noch das Auffangnetz Eltern im Hintergrund existierte, habe ich hier richtig gelernt.

Leider ging eine Beziehung, die ich in Andalusien mit einem Deutschen angefangen hatte, von Grund auf schief - sodass ich damals mit meinen Nerven ziemlich am Boden war. Da bekamen dann die negativen Gedanken ganz leicht die Oberhand: "Vielleicht sollte ich doch besser zurück - zu meinen ehrlichen Freunden" - "Wo ist eigentlich meine Heimat - hier nicht, denn hier wüsste ich nicht mal, wer mich versorgt, sollte mir mal was passieren"

Nachdem ich nie gesagt hatte, ich würde auswandern, und auch nie viel Hab und Gut mitgenommen habe, habe ich beschlossen nach 9 Monaten zurückzufahren. Ich fuhr zurück zu dem Ort, an dem ich zuletzt gelebt hatte, wo meine Freunde waren. (Zu meiner Tochter konnte und wollte ich nicht, da sie ja mit meinem Ex-Mann lebte)

Wieder zurück versucht man an Altem anzuknüpfen, muss aber leidlich feststellen, dass in den Monaten der Abwesenheit sich doch viel verändert hat. Also kann man nur wieder mal neu anfangen.

Dieser Neu-Anfang ging auch einigermassen gut - bis auf eine immer mehr frustrierende Job-Situation (mein Auslandaufenthalt ohne entsprechende Zeugnisse hat meinen Lebenslauf nicht unbedingt aufgewertet). So habe ich beschlossen auf Saison arbeiten zu gehen - das einfachste, wenn man Gastronomieerfahrung hat.

Jetzt wurde es wirklich schnelllebig: Tirol - Salzburg, Lungau - Salzburg, Pongau.... innerhalb eines halben Jahres. Dann beschloss ich hierhinzuziehen (350 km weg), denn hier ist es einfach einfacher Arbeit zu finden. Kurz darauf wechselte ich in die Steiermark (zwar nur 60 km, aber wieder Umzug). Vor zwei Jahren habe ich mich wieder mal mit einem Kaffeehaus selbständig gemacht.

Dieses Kaffeehaus hat sich leider als arbeitsreich, aber wenig erfolgbringend und noch weniger zukunftsreich (weil das Gebäude, in dem es sich befindet demnächst verkauft wird) herausgestellt - so bin ich wieder frei für neue Herausforderungen und verspüre einen unsäglichen Drang Österreich zu verlassen...........


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