Halbzeit Ostküste - 2000 km hinter mir!
So liebe Leute,
nach einer Woche will ich doch mal wieder von mir hören lassen. Auch wenn das mit den Fotos leider nicht so recht funktionieren mag, kann ich wahrscheinlich mit ziemlich konstanten 25° C (+/- 2°C) neidisch machen. Gestern gab es zwar mal einen kurzen und heftigen Schauer, aber da konnte ich zumindest einige Km gut machen.
So richtig los ging es eigentlich ab 18.04. mit einem sportlichen Skoda Oktavia in weiß von Europcar von Sydney (nach kurzem Halt am wunderschönen Bondi Beach) bis Newcastle, wo so richtig eigentlich nichts los ist, aber komischerweise es am Abend nur so von jungen Leuten wimmelt.
Das linksfahren fiel mir zunächst richtig schwer, ich kam mir vor wie bei meiner ersten Fahrstunde, aber mittlerweile funktioniert das ohne nachzudenken. Wird in Deutschland dann wahrscheinlich wieder komisch werden :-)
Von dort ging es über einen kurzen Stop am Nelson Bay (ein gepflegtes kleines Touristenörtchen mit Hafen, was sich anscheinend auch einige zu ihrer Altersresidenz auserwählt haben) nach Port Macquairie, wo ich unbedingt das Koala Hospital sehen musste. Dort werden die angefahrenen und vom Baum gefallenen kleinen Teddys zunächst medizinisch versorgt und dann gesund gepflegt. In einem großzügigen Waldstück haben die dort alle Freiheiten und Annehmlichkeiten und ich hätte am liebsten einen mit eingepackt, was ich aber im Sinne der Tierchen und meines ohnehin schon schweren Rucksackes wieder verwarf.
Bei der Besichtigung des Hafens fiel mir der mit Steinen gesäumte Deich auf. Diese Steine waren alle bemalt, aber nicht wie in Deutschland mit Kürzeln und Parolen, sondern allesamt mit Liebesbezeugungen und gutgemeinten Wünschen. Auch wenn man bloß mit einer Landkarte in der Hand an der Straße steht, fragt permanent jemand, ob er helfen kann. Und wenn in einem Geschäft jemand nicht weiterhelfen kann, wird eben an die Konkurrenz verwiesen. Um nur einige Beispiele zu nennen, die den Aussi way-of-life so liebenswert machen...
Weiter bemerkenswerte Dinge waren: vierspurige Einbahnstraßen in Sydney mit ewiglangen Vororten, unzählige Tempolimiterinnerungen in allen möglichen Formen und Farben, kaum Raser, noch nicht mal der Verkehrsfluss bei 10 km/h drüber, die meisten sehr diszipliniert, bis auf die Fetzer in den Städten, die ihre gepimpten Karren zeigen und hörbach machen müssen. Das nervt schon etwas. Und bestimmt 50% weiße Autos, was hier wahrscheinlich neben dem optischen auch noch einen ganz praktischen Sinn erfüllt, besonders in den Sommermonaten. Die Ortsnamen sind vielerorts entsprechend der Bezeichnung, die die Aborigines ihnen gaben, (von denen ich übrigens bisher nur 2 Stück gesehen habe) was ich zwar einerseits als Zeichen des Respekts sehr positiv finde, allerdings macht es oft die Aussprache sehr schwierig. Als hätte man mit englisch noch nicht genug zu tun ;-) Ich muss sagen, so ganz bin ich noch nicht drin. Es wird zwar gaaanz langsam, aber das Gebrabbel (besonders in den entlegeneren Orten) macht es bei Manchen schon nicht leicht. Das kann ja noch was werden... :-)
Dann ging es nach Dorringo, wo man (bei freier Sicht) einen herrlichen Blick über die Baumwipfel des dortigen Regenwaldes hat, doch leider hat dafür das Wetter nicht mitgespielt.
Auffällig ist bei alles Unternehmungen, dass hier noch nicht mal in den touristisch genutzten Gegenden den Leuten das Geld aus der Tasche gezogen wird. Alles auf freiwilliger Basis, selbst die öffentlichen Toiletten ohne jegliche Gebühr...und sauber!!! Auf einem der Fahrten habe ich auch mein erstes Känguruh gesehen, zwar nicht das größte, aber doch schon ordentlich. Stand einfach am Straßenrand im Wald, als wartete es auf grün. Konnte nur leider nicht anhalten, um ein Foto zu machen, weil es kurvig war und hinter mir Verkehr.
Der nächste Stopp war Byron Bay, was ein sehr stylisches Örtchen (besonders für Backpacker) ist, der man aber auch die Nähe zum Hippidort Nimbin ansieht. Sehr schöner Strand aber leider kein Badewetter. Als es anfing zu regnen, habe ich mich aufgemacht nach Brisbane mit Zwischenstopp in Surfers Paradise, was sich als Metropole mit Skyline am Strand herausstellte, wo ich mich nach einigen Fotos auch wieder los machte. In Brisbane kam ich dann in den totalen Feierabendverkehr und hielt mich auch dort nicht länger auf. Denn im Grund sind die Metropolen doch alle recht ähnlich. Sehen sicher nicht alle so, doch die wahren Kulturunterschiede entdeckt man viel besser in den ländlichen Gegenden und in den Kleinstädten. Von daher zieht es mich nach der Sydney-Erfahrung momentan dort eher hin. Nach einiger Zeit fruitpicking in den Provinzen kann das allerdings auch wieder ganz schnell anders aussehen... :-)
Gestern hatte ich zum ersten Mal das Gefühl der totalen Jetlag-Befreiung und der ersten RICHTIGEN Freude an Australien. Auch wenn ich das an den ersten Tagen nicht so gemerkt habe, zog es sich dafür umso länger schleichend hin. Ich merkte es vor allem am Autofahren, wo ich nach 10 Min. das erste Mal müde wurde und so zieht sich eine Autofahrt natürlich hin :-) Auch morgens kam ich ganz schlecht aus den Federn, am liebsten würde ich bis mittags liegen bleiben, wenn ich nicht so viele aufregende Dinge vor mir hätte...
Heute war ich in Gympie in einem Goldgräber-Museum und von dort aus nach Hervey Bay vor Fraser Island, was ich mir aus Kostengründen allerdings ersparte. Je näher Capricorn (die Tropenlinie) rückt, umso mehr merkt man das tropische Klima. 19 Uhr ist es zwar schon zapfenduster, allerdings nachts nicht unter 20°C und um 6 geht sie schon wieder auf. Kein Wunder, dass da der Körper erstmal ein Weilchen zur Umstellung braucht.
Jetzt befinde ich mich gerade in Glenstone, eine etwas merkwürdige Stadt am Industriehafen, mit Mini-City auf dem Berg, auf dem zwischen Chiceria und dem allgemeinen Sportgegröle gerade mal 50 m liegen. Und dazwischen (für uns Normalos) gibt es nichts. Naja, morgen geht es weiter nach Rockhampton, einer Großstadt, durch die genau Capricorn verläuft. Ich bin gespannt, wie sich das auswirkt...
Also dann, in diesem Sinne, bis die Tage :-)