Erster Job in Toowoomba
Das Daumendrücken hat tatsächlich geholfen! =)
Das allseits verbreitete Doorknocking tat ich dann eine Woche lang für ca. 1 Stunde täglich, mehr oder weniger enthuisiastisch, bis ich das gesamte Central Business District durch hatte. Das ein oder andere gute Gespräch war dabei und abends ging es meist in die Down Under Bar unter meinem Hostel, wo man gut trinken und tanzen konnte und viele nette Leute traf. Beim essen beschränkte ich mich zu dieser Zeit auf Haferschleim, Sandwich und Sushi, was hier vergleichsweise günstig ist und ich auch dementsprechend ausnutze. Am darauffolgenden Dienstag traf ich dann wieder auf Laura und Robert, ein Paar aus Deutschland, die mit mir zusanmen nach Sydney gefolgen sind und bisher die gleiche Route wie ich hatten. Wir trafen uns schonmal in Byron Bay und jetzt waren sie auch der Jobsuche wegen in Brisbane und schlafen im Auto auf einem Rastplatz 30 Min. außerhalb. Netterweise boten sie an, mich in ihrem Zelt, das sie dabei hatten, schlafen zu lassen. Und so verbrachten wir einige lustige Abende auf dem Rastplatz. Hier habe ich auch zum ersten Mal den berühmt berüchtigten Goon (Abfallwein in 4l Kanistern) probiert und fand ihn gar nicht so schlecht. Viel gespielt haben wir, Karten und Würfel und machten auch mal ein Barbeque auf einem der öffentlichen Grillplätze. Jeden Tag hieß es Zelt auf und abbauen, denn tagsüber ging es immer nach Brisbane zur Jobsuche, zu Fuß und via Internet...bis ich an dem darauffolgenden Freitag unerwarteterweise einen Anruf bekam, von einer Jobagentur, die eine meiner Online-Bewerbungen erhalten hat und dann ging alles ganz schnell. Ich sollte bloß dort mal vorbei schauen und schon hatte ich ein Jobangebot, wofür ich nur noch meinen RSA (Resposibility of serving alcohol = Alkoholausschanklizenz) brauchte. Der findet immer dienstags und donnerstags statt und danach sollte ich dann gleich nach Toowoomba mit dem Bus fahren, wo mich die Managerin dann abholen sollte. So geschehen nach einer durchzechten letzten Nacht in der Down Under Bar des Abschiedes wegen, saß ich völlig übermüdet in meinem RSA-Kurs, der aber reine Formsache war, von 10 - 14 Uhr und 15 ging dann schon mein Bus nach Toowoomba. Während der 2 stündigen Fahrt traf ich auf meine zukünftige Mitstreiterin Caroline aus Irland, die mit mir zusammen in Toowoomba anfangen sollte. Spricht seeeehr schnell, aber dafür sehr deutliches englisch, gut zum lernen.
Caroline sollte sich auch alsbald als mein Engel herausstellen, denn nach einem sehr herzlichen Empfang des Managerpaares Jane und Terri (man merkt nun deutlich den australischen Akzent...ob ich es wohl jemals auf Anhieb verstehen werde?! ^^) und einer wiederum kurzen Nacht, aufgrund des ausreichend vorhandenen Gesprächsstoffes mit Caroline, hat es mich am nächsten Morgen dann voll erwischt. Mit Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen schleppte ich mich Mittwoch Morgen 8:30 die Treppe nach unten von unserem Zimmer, um 1,5 h staubzusaugen und die Pokies zu reinigen. Dann sollte ich nach 6 Stunden Pause mit meiner Barschicht um 4 anfangen, was jedoch aufgrund der Verschlechterung meines Zustandes unmöglich war. Mit an die 40°C Fieber verweilte ich dann die folgenden Stunden in einer Art Wachkoma und konnte sogar schon dem Kind im Erlkönig nachempfinden. Einmal als Caroline das Zimmer betrat, vergaß ich, dass sie gar kein deutsch versteht, soweit war es schon =) Aber warum sie sich nun als Engel herausstellte? Nun, sie ging extra für mich einkaufen und besorgte mir, was ich wollte und brachte mir dann und wann ein Schälchen Haferschleim, Tomatensuppe und Schokoeis. Ich wüsste nicht, was ich ohne sie gemacht hätte, denn ich war wirklich zu nichts mehr in der Lage. Am nächsten Morgen waren meine Mandeln dann so sehr geschwollen, dass ich kein Wort hätte sagen können, ohne zu brechen. So kommunizierten wir nun noch per Notizblock und Terri fuhr uns sofort ins Krankenhaus, wo ich einfach nur ein Antibiotikum wollte. Was für eine Odysee! Die Notaufnahme war zwar menschenleer, was Caroline auch nicht gewohnt war, aber ich musste 5 Leuten meine Geschichte erzählen, bevor ich meine heißersehnten Drogen bekam. Ein Glück hatte ich meinen Speakter dabei, die mir nicht von der Seite wich. Wieder zurück ging es mir bald besser, die Medikamente fingen an zu wirken und nach insgesamt 5 Tagen war ich wieder auf dem Damm und konnte meine erste Barschicht Montag morgen antreten.
Erst hatte ich Bammel, weil mein erster Tag direkt an einem Pooltunier stattfand, doch wie versprochen, waren alle Gäste und Jane ganz geduldig, verständnisvoll und hilfsbereit. Ich fühlte mich von allen Seiten unterstützt und überhaupt nicht gehetzt. Es hat richtig viel Spaß gemacht, auch sich mit allen zu unterhalten (oder es manchmal wenigstens zu versuchen ^^).
Dienstag morgen hieß es dann wieder Tasche packen, denn es ging zu meiner Wochenschicht nach Jondaryan, einem entlegenen Ort 30 Min. von Toowoomba entfernt, wo sich ein weiterer Pub in den Händen von Terri und Jane befindet. Erst dachte ich, es wird langweilig werden, weil hier wirklich außer dem Pub nichts weiter ist. Noch nicht einmal Internet- oder Handyempfang. Aber das war gar nicht schlimm, denn außer arbeiten und schlafen tat ich nicht viel. Um 9 am Morgen beginnt meine erste Schicht mit sauber machen, meist für 1-3 Stunden. Danach Mittag essen, was Terri kocht (wir sind nur zu zweit hier), aber die kleine Speisekarte ist sehr eschöpflich... Und so bereite ich eines morgens das Frühstück mit meinen ersten Pancakes und ich muss sagen, gar nicht schlecht =) Danach noch 2 Stunden ausruhen, bis meine Barschicht um 3 beginnt. Hier ist mal mehr und mal weniger los, aber man macht nebenbei auch noch andere Dinge, die erledigt werden müssen und so ist es doch recht abwechslungsreich und man kommt zu längeren Gesprächen mit den Gästen, weil es nur ein sehr kleiner Pub ist und nicht so viel los. Das A und O ist hier, dass die Gäste NIE vor einem leeren Glas sitzen, sondern sobald noch Geld auf dem Tresen liegt, sofort das gleiche Getränk (manchmal sogar Rum Cola und 10!!!) gebracht wird. Und so sitzen sie da und erzählen und scherzen, man kennt sich ja, denn die meisten sind wirklich jeden Tag da. Das ein oder andere Essen für manchen und das ganze dann bis 8 Uhr abends für mich. Ich bekomme dann noch mein Abendessen und mein "Knock-off" Drink, damit man nicht aus der Übung kommt ^^
Habe ich eigentlich schon erzählt, wie ich wohne? In beiden Pubs gibt es Zimmer zur Vermietung. In Toowoomba teile ich mir eins mit Caroline im ersten Stock und in Jondaryan habe ich ein Familienzimmer für mich alleine und alles ebenerdig. Kakerlaken gibt es überall, daran habe ich mich ja mittlerweile gewöhnt, aber in Jondaryan kommen nun auch noch Mäuse als Haustiere hinzu. Aber eigentlich ganz niedlich die kleinen grauen Dinger, wenn sie manchmal irgendwo hervorschnellen. Sie sind sowohl in der Küche, als auch in der Bar und sogar in meinem Zimmer.
Ach und kalt ist es hier geworden. Während der Barschicht friere ich in meiner schwarzen Capri-Hose und schwarzem Shirt, den einzigen bartauglichen Klamotten, die ich besitze. Habe mir hier sogar schon einen Wollpulli und langen Schlafanzug gekauft und schlafen tue ich hier in meinem Schlafsack. Der hat mir echt schon gute Dienste geleistet. Nicht nur im Zelt zuvor in Brisbane, auch hier würde ich ohne wahrscheinlich gar nicht in den Schlaf kommen, denn die Zimmer sind hier sowas, was man in Deutschland Absteige nennt. Der Putz kommt von den Wänden, alles sehr alt und schmuddelig. Aber eine Deutsche habe ich hier getroffen, die wohnt sogar hier (lebt seit 40 Jahren in Australien), weil es wohl billiger als eine normale Mietwohnung ist, 150 $ pro Woche warm.
Ich glaube, das war nun alles, was ich berichten wollte.
Viele liebe Grüße an die Heimat und hoffentlich mehr Sonne als hier =)