Karo goes Down Under

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14 , 2010

Unhappy End, but Happy Restart

Allgemein — posted_by karo8485 @ 06:32

So, back in Civilization, kann ich wieder von meinen vergangenen Erlebnissen berichten...

Ich dachte, nun hab ich meinen Job, nun wirds ruhiger und weniger zu erzählen, doch weit gefehlt =)

Am Montag Morgen, den 14.06. um 4 Uhr wollte ich eigentlich in Brisbane sein, um mit den ganzen anderen deutschen Backpackern aus meinem vorherigen Hostel das Länderspiel gegen Australien zu sehen. Doch da meine Barschicht am Sonntag gegen 22 Uhr endete und meine Reinigungsschicht um 9 am nächsten Tag beginnen sollte, wäre das wohl schlecht möglich gewesen. So blieb ich also allein in meinem Zimmer in Jondaryan, meinen Wecker auf 4 Uhr stellend, doch so lange sollte mein Schlaf nicht dauern, denn gegen 1 Uhr beendete eine Maus in meinem Nacken den selbigen. Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, war danach an Nachtruhe nicht mehr zu denken. So stellt man sich nun eine ruhelose Karo ganz allein im Gästeschlafbereich vor (die Tür zum Bar- und Managerschlafbereich verschlossen), ruhelos und die ganze Nacht noch vor sich. Müde war ich zwar trotzdem noch, traute ich mich aber nicht mehr die Augen zu schließen. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was ich bis um 4 getan habe, war wohl irgendwie doch im Halbschlaf...vielleicht habe ich einen Film gesehen...welchen auch immer. Nach dem 1. Tor kam dann jedenfalls der Mann mit dem großen Hammer, was ja gleich nach Anpfiff war ;-) und wachte nur 3 weitere Male kurz auf, als es etwas lauter wurde xD

Am nächsten Morgen war ich natürlich wie gerädert. Dennoch wollte ich, dass der Tag nie endet. Wie ein scheus Reh muss ich ausgesehen haben, das an einer befahrenen Straße steht xD Ich hätte mir am liebsten ein Taxi nach Toowoomba bestellt (wo ich mich zuvor versicherte, dass dort keine sind) so verzweifelt war ich. Hätte dafür sogar die geschätzten 50 $ in Kauf genommen, doch wahrscheinlich wären es über 100 $ gewesen. Abhalten konnte mich davon nur noch mein Boss, Manager Mudgee, der mir zusammen mit den 3 verbleibenden Kunden erzählte, dass Mäuse das Feuer scheuen und ich die Nächt vor dem Kamin verbringen könne. Nach einiger Diskussion mit 3,5 betrunkenen Männern, ob das auch wirklich stimme (denn bei den Aussis weiß man nie wirklich!!!), beschloss ich, das einfach mal zu glauben, der Einfachheit halber =) So verbrachte ich die ganze Nacht zwischen einigen Schlafpausen damit das Feuer zu schüren und nachzulegen. Nicht zu vergessen, die Musik, die die ganze Zeit über mein Handy lief, in der Hoffnung, das könne sie vertreiben. Aber auch hier wieder mal gefehlt, denn diese Nacht wurde ich sanft durch einen Biss in meine linke Mittelfingerkuppe geweckt. Das wollte mir am nächsten Tag niemand glauben, bis 2 weitere Kunden von Mausbissen in der Nacht berichteten (Bruce an der Stirn und Scotty's Zottelmähne wurde versucht, zum Nestbau zu verwenden =)) Das Thema Maus wurde in den folgenden 2 Tagen mit fast allen Pubbesuchern ausführlichst ausgeschlachtet, bis ich es selbst schon nicht mehr hören konnte.

Aber so ist das eben, über irgendwas muss man ja reden, denn in den Pubs ist man immer sofort befreundet, egal wer, jeder Fremde der reinkommt wird mit einbezogen. Es ist immer wie in einer großen Familie, aber es wird nie über ernste Themen gesprochen. Je sinnentleerter eine Konversation, umso "lustiger". Und es riecht mittags schon wie in einer Brauerei oder vielmehr, wie an einem "Obdachlosentreffpunkt" =) Will das ja gar nicht schlechtreden, denn die meisten Betrunkenen, die ich bisher erlebt habe - und es waren wirklich viiiiieeele, mehr als in meinem bisherigen Leben vorher in Deutschland, wo ich schon dachte, es wird viel getrunken - waren wirklich goldigst...eher amüsant als abstoßend. Das soll nun auch nicht anziehend heißen, aber ich erfahre schon die Liebenswürdigkeit der Australier in ihrer ganzen Breite. Und ehrlich sind sie. Habe mich schon das eine oder andere Mal zu meinem Ungunsten verrechnet und trotzdem haben mich die Kunden darauf aufmerksam gemacht. Und selbst wenn ich mal das falsche Bier gezapft habe, haben sie mir das verziehen =) Trotzdem sich alles nur um das eine zu drehen scheint, ist es doch nur Nebensache. Es wird gar nicht thematisiert, wann sie anfangen zu trinken, wie lange, wieviel und was (was alles immens ist!). Es wird einfach getan und keiner zieht ein Problem in Betracht. Sie sind weder stolz auf ihre Trinkmengen, noch schämen sie sich dafür (obwohl sie für beides allen Grund hätten). Ich hab das Gefühl, es geht ihnen einfach nur um die Geselligkeit. Keiner will allein zu Hause sein und was könnte man sonst schon anderes tun (beides Zitate von 2 verschiedenen Kunden). Ihr seht, ich versuch das Ganze psychologisch zu ergründen, aber wahrscheinlich gibt es dafür nur einen Grund: den historischen, der einfach über die Generationen weitergegeben wurde. Das erklärt auch den Rumkonsum, der immernoch des Aussis liebster Liquor ist.

Zurück zum Thema Maus: darüber habe ich auch mit einem der raren weiblichen Pubbesucherinnen gesprochen, die zum "State of Origin" kam und mit der ich mich sofort angefreundet habe, sehr warmherzig...und sie hat mir direkt ihr kleines Kätzchen als Mausfänger angeboten. Sie wohnt in der unmittelbaren Nachbarschaft und fackelte nicht lange, sondern brachte tatsächlich die süße Gingercat "Fish", später umgetauft in "Curtis", der so verschmust und lieb war, dass ich mich sofort in ihn verlieben musste... Er hielt mir also von nun an nicht nur die kleinen Mäuschen vom Leib, sondern war auch mein ständiger Schatten in Jondaryan und ich verbrachte jede freie (und auch nicht freie) Minute mit ihm, so zuckersüß das kleine Flauschefell und keine Spur mehr von Katzenangst ;-)

Umso trauriger war ich als ich Jondaryan dann wieder verlassen musste, um nach Toowoomba zurückzukehren. Doch die Trauer hielt nicht lange, im Gegenteil, es sollte sich sogar als größtes Glück herausstellen, denn eines Tages lernte ich einen ganz besonderen Menschen hinter der Bar kennen, der bald mehr als nur ein Gast werden sollte. Zunächst verbrachten wir viel Zeit zusammen in meiner Freizeit, er zeigte mir einige nice places in Toowoomba, bis wir nicht mehr ohne einander sein wollten und ein Paar wurden. Eigentlich wollte ich es hier nicht soweit kommen lassen, doch es ging einfach nicht anders, die Gefühle wurden zu stark... Und er unterstützte mich so sehr in meiner schweren Zeit, als ich aufgrund eines Missverständnisses gefeuert wurde. Das härteste war nicht, von jetzt auf gleich sich vollkommen neu orientieren zu müssen, sondern unterstellt zu bekommen, ich würde einen Gast (meinen Freund) Bier für umsonst geben... Doch im Nachhinein bin ich sogar ganz dankbar dafür, so können wir noch mehr Zeit zusammen verbringen, doch nun heißt es wieder Jobsuche von vorn, denn ein Zertifikat werde ich wohl nicht bekommen ;-) Aber auch das werde ich überstehen. Wir sind nun erstmal umgezogen in anderes Hotel und hier fühlen wir uns viel wohler. Es ist zwar nicht gerade weniger schmuddelig, aber noooch famililärer und warmherziger. Und das beste ist, die Managerin hat mir bereits den nächsten Job angeboten. Hab es damit aber nicht eilig, solange das Geld noch reicht ;-)

Ich halte euch natürlich auf dem laufenden, wie es damit weiter geht. Nur bitte ich um etwas Geduld, die Mühlen mahlen hier etwas langsamer. :-)

Viele Grüße in die Heimat,

eure Karo


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