Kellnern in Noosa, Teil II
Halli hallo,
da melde ich mich aus dem schönsten Sommer hier. Ich schätze mal immer so um die 30 Grad und mehr. Gerade mal 2 (warme) Regentage im letzten Monat. Trotzdem - ihr mögt mich für verrückt erklären - freue ich mich auch schon wieder auf die Herbst- und Winterspaziergänge mit anschließendem Tee und Schokoladenfondue...
Hab mich auch gut eingelebt in meinem neuen zu Hause und Arbeit läuft auch sehr gut. Ich bekomme nun immer mehr Verantwortlichkeiten und ein richtig tolles Training. Doch das beste, ich kann jeden Tag Eros Ramazotti hören ;/ Gibt aber schlimmeres... Manchmal ist es zwar schon sehr anstrengend. Nicht so sehr körperlich, daran habe ich mich nun ganz gut gewöhnt und brauche das auch schon regelrecht. Aber man muss seine Gedanken ganz schön zusammen nehmen um nichts zu vermasseln, was mir bisher auch ganz gut gelungen ist. Und manchmal denke ich, das ist der schönste Job der Welt, besonders wenn man so sehr nette Gäste hat, wovon es hier wirklich sehr viele gibt, die einem die Arbeit sehr versüßen, genau wie die meisten Kollegen, die ich schon sehr in mein Herz geschlossen habe.
Auch eine gute Freundin habe ich hier schon gefunden (ich weiß nicht, ob ich das schon erwähnt habe), die hier direkt in der Nachbarschaft wohnt und auch eine Kollegin von mir ist. Mit ihr verbringe ich relativ viel von meiner Freizeit, wo wir auch etwas zusammen unternehmen. Schön ist auch, dass Jeff sich so gut mit ihr und auch den Rest meiner Kollegen versteht. Denn neulich waren wir mal wieder alle zusammen aus; sind nach der Arbeit erst was trinken gegangen und dann in einen Club, was man sich aber an einem Sonntag in diesem sonst ruhigen Örtchen auch getrost sparen kann. Nur sonst hatte um Mitternacht nichts mehr offen.
Ansonsten gehen wir natürlich viel an den Strand bzw. verschiedene Strände in der Umgebung mit wunderschönen Panorama-Ausblicken und Sonnenuntergängen (die aber hier an der Ostküste leider nicht überm Wasser sind) und die umliegenden Märkte, für die ich meine Begeisterung entdeckt habe. Da findet man tolle Schnäppchen klamottentechnisch, was ich auch gut ausnutze ohne dabei an den nächsten Umzug zu denken =) aber natürlich auch gute Bio-produkte, die unglaublich lecker sind. Und einer hat es mir besonders angetan, der all das in einem verbindet und hinterher kostenlose Livemusik im Park gespielt wird mit ganz toller Atmosphäre noch dazu. Okay, es wird dort auch überall getrunken und regelmäßig kommen Marihuana-Wolken vorbeigezogen, aber daran habe ich mich hier schon gewöhnt nach der Erkenntnis, dass JEDER Australier hier mindestens eine Sucht vorweisen kann. Aber zumindest bleiben die meisten dabei friedlich und so fühle ich mich davon auch überhaupt nicht beeinträchtigt.
Anderes Thema: trotz meiner Australien adaptierten Lebensweise hier, habe ich mich doch dazu hinreißen lassen, deutsche Wurst- und Fleischspezialitäten in meinen Speiseplan hier zu integrieren, so wie immer mehr Australier selbst die Qualität dessen erkennen. Auch deutsche Autos erfreuen sich hier immer größerer Beliebtheit und auch der deutsche Sport...das sind alles so Dinge, die dazu beitragen, das Deutschland im Allgemeinen hier in einem sehr guten Licht steht, wofür ich natürlich auch überaus dankbar sind, ganz im Gegensatz zu den Asiaten, die es hier schon schwerer haben, Anschluss zu finden. Sie sind zwar mehr integriert und zugänglich hier als in Deutschland, würde ich mal so sagen, aber man versteht sie wirklich so schlecht (und sie einen), dass sie es einem schon schwer machen, auch wenn die meisten wirklich überaus nett sind. Aber zurück zu den Würsten: das ist ein himmelweiter Unterschied, denn die australischen gehen wirklich gar nicht. Aber selbst Jeff, der es gar nicht anders kennt, kann nun gar nicht mehr genug von seinen german sausages bekommen, er ist regelrecht besessen davon, sodass wir neulich ne gute halbe Stunde in brütender Hitze zu einem Markt sind, nur dafür, um dann festzustellen, dass alle schon einpacken. Was aber erst nach Enttäuschung aussah, hat sich dann aber als absoluter Glückstreffer im Timing rausgestellt, denn aufgrund dessen haben wir bestimmt 20 Würste zzgl. Brötchen und 3 auf die Hand im Brötchen mit Sauerkraut obendrauf für 5 $ bekommen. Da hat jemand einen riesen Luftsprung gemacht und über den ganzen Tag verteilt 5 weitere verputzt. Ansonsten sind wir an meinem letzten freien Donnerstag zur wöchentlichen Schnitzel night in der nahegelegenen deutschen Bäkerei gegangen, was wirklich original und oberlecker war.
Letzte Woche dann haben wir uns ganz spontan dazu entschlossen, nach dem ich mal 3 freie Tage am Stück bekommen hatte, diese für einen Kurztrip auf Fraser Island zu verwenden. Wurde mir als Muss für Touristen empfohlen und ich habe es auch absolut nicht bereut. War wirklich sehr interessant und lustig dort, was der Reiseführer = Entertainer alles zu berichten hatte. Es ist wohl die einzige Sandinsel der Welt und bis auf ein Fleckchen dieser 125 km langen Insel, wo Gestein zu finden ist, wirklich überall nur Sand als Untergrund, was gerade in dem 50-Mann-Geländebus, der uns die ganze Zeit in diesen 2 Tagen an viele Ecken der Insel gebracht hat, wirklich sehr spaßig ist. Nur essen sollte man vorher was, als es sich wirklich wie auf einer Achterbahn manchmal angefühlt hat. Einzig die Aussage des Busfahrers, dass er 11 Jahre schon auf der Insel fährt ohne Zwischenfälle, hat mich beruhigt, denn manchmal ist die Tasche auf dem Schoss ernsthaft in Kopfhöhe gehüpft ^^ Mitleid hatte ich dann aber doch mit den verkaterten Mitinsassen am nächsten Tag, die fast nur aus Deutschen bestanden. Ich hab dann schon Jeff beneidet, dass er den ganzen Schnee, der da so den ganzen Tag von sich gegeben wurde, nicht hören musste. Die einzigen, mit denen wir uns dort abgegeben haben waren aus diesem Grund auch Kanadier. Nicht, dass es an den Deutschen an sich lag, der Hauptgrund war, dass die meisten wirklich noch sehr jung waren. Daher wurde dieses Ostern auch ein Gesetz verabschiedet, nachdem schon so viele Jugendliche auf der Insel verstorben sind, weil sie zusammengequetscht zu 11 im Geländewagen mit Gepäck auf dem Dach und die Fahrt im Sand nicht gewöhnt waren bzw. zu übermütig wurden, sodass es nun Urlaubern nicht mehr erlaubt ist, ohne Guide, sprich Reiseführer, die Insel auf eigene Faust unsicher zu machen. So war es aber schon besser, die ganze Geschichte der Insel kennenzulernen, vom Reservat für die Aborigines, die dann aber aufgrund der Holzindustrie zurückgedrängt wurden, nachdem eine ganz besondere Holzsorte dort gesichtet wurde, die resistent für Holzwürmer ist, aufgrund der Rinde und das Holz an sich, dass zu hart ist für Weichholz und zu weich für Hartholz ist und seit 100 Jahren die Möbel im Regierungsgebäude in Canberra ziert. Ansonsten gibt es dort nicht die typische australische Fauna, also keine Kanguruhs, Koalas, Emus & Co...aber Dingos, die ja ursprünglich aus Asien kommen, die die asiatischen Seefahrer weniger als Reisebegleiter, aber mehr als Lebendnahrungsmittelreserve mitbrachten und ja hier keine natürlich Feinde haben. Selbst die Brumby-Pferde, die einst auf der Insel lebten, was weiß ich wieso (vielleicht aus der Zeit, als die Europäer die Aborigines zum Farmen zwingen wollten, was aber gescheitert ist aufgrund der Tatsache, das Aborigines Jäger und Sammler und keine Farmer sind), haben die Dingos alle aufgegessen :) Das hat sie für mich natürlich wenig vertrauenswürdig gemacht und so war ich froh, als ich sie nur aus dem Bus heraus am Strand gesehen habe. Auch war der Strand voll von toten Vögeln ("Muttonbirds"), die ihren 30 000 km langen Weg von Sibirien mit nur 2 Zwischenstopps machten und der Darwinismus hier seine volle Wirkung zeigt. Deswegen kann ich die Strandcamper nicht verstehen, die dort zu Hauf waren, besonders nicht nachdem dort überall absolutes Schwimmverbot wegen lebensgefährlichen Strömungen unterwasser und ich gehört habe, dass dieses Jahr erst wieder ein 9jähriger Junge von einer Meute verspeist wurde. Deswegen überall die Aufforderung (besonders um den wirklich wunderschönen Lake McKenzie), keine Nahrungsmittel mitzunehmen, die jedoch kollektiv ignoriert wurde, genauso wie die Warnung nicht auf den Felsen zu klettern, nachdem manche Steine sehr locker sind und der Abgrund sehr tief und auch felsig war. Aber die Jugend, die Jugend... ^^ Unterkunft und Verpflegung war ok, aber nicht 330 $ für 2 Tage Wert. Da hatten wir den Tag davor und danach in Rainbow Beach schon mehr Glück und auch ein ganz niedliches Örtchen am Meer direkt vor Fraser Island mit atemberaubender Sanddüne, genau wie auf Fraser. Rainbow Beach hat seinen Namen übrigens von dem verschiedenfarbigen Sand, den ich so nicht finden konnte.
Gestern haben wir meinen freien Tag im Einkaufszentrum in Maroochydore, dem Hauptort von Sunshine Coast ca. 1 Busstunde entfernt, verbracht mit anschließendem Kinobesuch und Dinner (für zusammen nur 20 $). Film: natürlich "Eat pray love" :) War alles so schön weihnachtlich geschmückt, was man aber in der gleißenden Sonne mit schmilzendem Eis in der Hand gar nicht so wahrgenommen hat und Weihnachtsstimmung? Fehlalarm! Kann mir auch absolut nicht vorstellen, dass das unter diesen Bedingungen noch kommen wird. Bin sogar monatetechnisch immer am straucheln, ob wir gerade Juni oder Juli haben, November kommt mir dabei als letztes in den Sinn.
So Kinderchen, ich hoffe, das reicht erstmal als Update.
Bis bald und genießt die Vorweihnachtszeit für mich mit.
Eure Karo