Vorweihnachtszeit in Noosa
Hallo meine lieben Weihnachtsmänner und -frauen,
da ich ja nun immer noch in Noosa verweile, schreibe ich euch heute mal, was ich so an diesem kleinen Örtchen mag.
Erst dachte ich: Och noch ein bisschen länger bleiben, weils so schön ist. Aber schön ist es doch auch an so vielen anderen Orten. Doch im Gespräch mit meinem Vermieter gestern ist es mir nun bewusst geworden, warum Noosa "the place to be ist" - zumindest für mich: aaalso, zunächst einmal wären da die Traumstrände in unmittelbarer Nähe (ohne gefährliches Getier, nur Delphine lassen sich des öfteres blicken), der Nationalpark mit seiner faszierenden Tier- und Pflanzenwelt, das optimale Klima natürlich (das nicht so nass wie im Norden, aber dennoch nicht so kalt wie im Süden ist) und Lebensart hier. Ich kann nicht behaupten: typisch Australier, denn das hängt auch hier von den Regionen ab (s. dazu ältere Einträge von anderen Orten), doch hier, wo so ziemlich jeder in Urlaubsstimmung ist, selbst bei Regenwetter...das steckt an! Klar wird es hier auch mal schlechte Tage geben, aber zurück blickend auf die letzten 2 Monate seitdem ich schon hier bin, kann ich sagen, war ich dankbar für jeden Tag, den ich hier verbringen und Lebensfreude und Inspiration für meine innere Reise erfahren durfte.
Nebenbei bemerkt hat es mit der Liebe hier übrigens dann doch nicht so geklappt. So schade, wie das auch ist, aber mein derzeitiger Lebensweg ist eben dazu bestimmt, alleine zu verlaufen. Was ja nicht ganz alleine heißt, denn ich bin hier von so lieben Menschen umgeben: in meinem Haus, auf Arbeit die Kollegen, die Gäste und wem man sonst noch so zufällig über den Weg läuft (wirklich seeehr kontaktfreudig die Australier!!!). Selbst die Busfahrer sind hier so freundlich und locker, die lassen einen auch mal eben kostenlos mitfahren, wenn man nur einen 50er zur Hand hat und erzählen mit einem auch gern mal über ne ganze Stunde über die komplette Busfahrt zum Einkaufszentrum, wenn man vorne sitzt :) Aber nicht nur die eigene Lebensgeschichte. Im allgemeinen kann ich sagen, dass die Australier sehr aufgeschlossen und neugierig sind und einen ausquetschen wie eine Zitrone, aber lieb. Das kann einem aber auch zum Verhängnis werden, besonders im Restaurant, wo ich nun mal nicht an jedem Tisch ne viertel Stunde stehen kann, besonders nicht freitags und samstag abends. Und dann sind sie alle so super höflich mit bitte und danke und sweetheart, darling und honey, so wie einen hier jeder anspricht, auch die Fremden, selbst beim Bäcker. Ja, im Übertreiben und Beschönigen sind die Australier wahre Meister :) Aber natürlich gibt es hier die guten alten Lästereien auch, das ist keine deutsche Erfindung, wie ich hier feststellen musste... Nichtsdestotrotz gibt es im Allgemeinen aber viel weniger Vorurteile z. B. wegen Job oder Laufbahn. Wenn hier einer eben nur "Reifenaufzieher" ist, dann ist das eben so und wird nicht weiter auf seine Person bezogen, sondern wird genauso in die Gruppe mit einbezogen, wie ein leitender Angestellter. Habe ich selbst erfahren und fand ich ganz toll, muss ich sagen.
Und ich habe ja auch noch meine lieben Freunde Stevie und Chris (mein erster schwuler Freund übrigens ;)), der auch ein Arbeitskollege von mir ist und davor bei Jamie Oliver in England gearbeitet hat...und so schmeckt auch das Essen, das er kocht - yummy! :)
Eine witzige Sache ist noch im November gewesen oder vielmehr beachtlich: mir ist aufgefallen, dass auf einmal so viele Männer einen Oberlippenbart tragen, was ja sonst so gar nicht in diese stylischen Erscheinungen gepasst hat. Da hat mir dann jemand erzählt, dass das eine Wohltätigkeitssache ist, an der DIE MEISTEN (!) australischen Männer teilgenommen haben. Es nennt sich "Movember", wobei das "M" für Mustage, also Oberlippenbart, steht, denn sie tragen das in diesem einem Monat im Jahr als Zeichen der Anteilnahme an der Aufklärungskampagne für Prostatakrebs und damit wird wohl auch Geld gesammelt. Wie selbstlos, denn ihnen war allen bewusst, wie unvorteilhaft es eigentlich aussieht und vom 1. Dezember an, war auch schlagartig wieder alles vorbei, wie nichts gewesen (außer vielleicht die verbleibenden weißen Stellen, aber nicht wirklich :P).
Darüber hinaus mag ich die Offenheit zur alternativen Lebensweise. Und das meine ich ganz und gar nicht in Hippie-Manier, so wie das manche immer gern verstehen wollen (gell, Martin :P). So gut wieder jeder "normale" Mensch hier ist vertraut mit Meditation und hat es genau eine relativ gesunde Ernährung, abgesehen natürlich von der immernoch allgegenwärtigen Drogenkultur, und manchmal auch Sport in seine Lebensart integriert. Ich spreche hier übrigens immernoch von Noosa bzw. der Sunshine Coast, nicht allgemein... Ja Spiritualität ist hier kein Fremdwort, wie in Deutschland und dabei spreche ich nicht von Religiosität, aber das soll an dieser Stelle nich weiter vertieft werden :)
Zurück zu leichterer Kost: ein weiterer Anhaltspunkt, dass ich mich hier schon so heimisch fühle ist auch unter anderem, dass ich mich nun ENDLICH an den Linksverkehr gewöhnt habe. Ganz unbewusst schaue ich nun beim Überqueren der Straße zuerst nach rechts, ist mir neulich aufgefallen. Erhöht die Chance auf eine verlängerte Lebensdauer ungemein :)
Und ein kleiner Exkurs zur australischen No-Worries-Menthalität: man kann hier tatsächlich seinen Namen frei wählen und beliebig ändern, wenn einem danach ist, ganz unkompliziert. Und seine schulpflichtigen Kinder hier selbst zu Hause zu unterrichten ist auch problemlos möglich. Ist sicher ursprünglich aufgrund der gigantischen Distanzen im Outback entstanden, aber es wird auch hier in meiner Gegend ziemlich verbreitet genutzt, vorrangig für individuelle Förderung, wobei es dabei sogar staatliche finanzielle Unterstützung gibt. Überwacht wird es aber trotzdem ziemlich stark und unterliegt strengen Regeln und es besteht enger Kontakt zum Bezugslehrer. Hab mich hier auch schon mit einer Lehrerfamilie unterhalten, die meint, dass die Schulkinder hier im Großen und Ganzen sehr brav und diszipliniert sind. Weiß nicht, ob es an der Schuluniform liegt, aber für mich klingt das alles so gegensätzlich zu deutschen Schülern... Aber zurück zum eigentlichen Thema, der No-Worries-Menthalität, denn ich habe dazu auch ein klassisches Gegenbeispiel: hier ist es nämlich gesetzliche Pflicht, einen Zaun um seinen Pool zu bauen, für die Kleinen wahrscheinlich. Hier hat aber auch wirklich fast Jeder einen Pool, unvorstellbar die Wassermassen, die dabei gebunden sein müssen...
Okay, das dazu. Noch eine kleine Anekdote zu lustigen Erscheinungsbildern: ich hab mich schon gewundert, warum hier manche Radfahrer mit so spukigen Helmen unterwegs sind. Sehen aus wie Aliens, sind aber nur lange Drähte am Helm befestigt, wie ein Igel, hab leider kein Bild dazu. Erst dachte ich, auf was für Pillen sind denn die unterwegs, aber dann hat mir jemand berichtet, das ist zur Abwehr von Magpies, die gerne mal Radfahrer von oben attackieren oder selbst Motoradfahrer. Jeff hatte mal erzählt, dass er selbst von einem angefallen wurde. Als er unter einem Baum durch ging, wo wahrscheinlich die Kleinen nisteten, hat ihn so ein Viech (sieht aus wie eine Elster von Größe und Gefieder) auf den Kopf gepickt und wollte einfach nicht ablassen. Klingt furchteinflößend. Zum Glück hat's mich noch nicht erwischt, das fehlte mir noch... :)
So, das war erstmal wieder von mir. Lasst es euch allen weiterhin gut gehen.
Es schickt euch die liebsten vorweihnachtlichen Grüße,
eure Karo