Australien Blog

sponsored links

Von Alice Springs bis Adelaide

Ayers Rock und mehr — posted_by Jasmine @ 01:03

Am 01. Oktober 2006 setzte ich die Fahrt Richtung Adelaide fort.  Nach den enttäuschenden Erfahrungen auf der Strecke von Darwin nach Alice Springs wäre ich lieber auf eigene Faust mit einem Mietwagen den Rest der Strecke gefahren. Ich erklärte Adventure Tours, dass es eine Zumutung sei, in solch einem unkomfortablen, überfüllten Bus weitere 2.000 km zu fahren. Leider zeigte sich Adventure Tours Australia inkulant und bestand im Falle einer Stornierung auf dem vollen Teilnehmerpreis.

Zähneknirschend beschloss ich, die Reise wie gebucht fortzusetzen. In aller Frühe um 5. 15 Uhr sollte ich mit den anderen Teilnehmern bei Melanka Backpackers in Alice Springs abgeholt werden. Todmüde standen wir im Morgengrauen und warteten auf unseren Bus, der schließlich mit einer Stunde Verspätung um 6.15 Uhr eintraf. Bis wir alles verstaut hatten und losfuhren war es fast 6.45 Uhr – da kam Freude auf!

Leider wurden die Bedingungen nicht besser, der Bus war wieder bis auf zwei Plätze voll besetzt und genauso unbequem und alt wie der letzte. Die freien Plätze konnten nicht für die Passagiere genutzt werden, da der Bus einen viel zu kleinen Gepäckanhänger hatte und so noch Taschen und Rucksäcke im Fahrgastraum untergebracht werden mussten. Unter solch schlechten Vorzeichen ging die Fahrt Richtung Kings Canyon los. Unser neuer Fahrer und Guide hieß Lumpy, ein richtiges australisches Original mit Vollbart und über und über tätowiert.  „Uncle Lumpy“ gab uns klar vor, wie er den Tagesablauf geplant hatte, wie lange wir Zeit für die Pausen hatten und wann er unsere Hilfe benötigte.


Da nach der letzten Tour ein Großteil der Mitfahrer von Alice Springs aus mit dem Flugzeug weitergereist war, hatten wir einige Neulinge an Bord. Es waren außer einem Franzosen noch eine Schweizerin, eine Australierin und sieben weitere Deutsche.

Für den diesen Tag standen die Fahrt zum Kings Canyon und die Übernachtung im Ayers Rock Resort Camp auf dem Programm. Um dorthin zu gelangen, mussten wir bei Erldunda den Stuart Highway  verlassen und auf dem Lasseter Highway 244 km nach Westen Richtung Uluru-Kata-Tjuta-Nationalpark fahren. Auf dieser Strecke konnte ich zum ersten Mal den Ayers Rock (Uluru) sehen - ein aufregender Moment! 

Mitten in einer unvergesslichen, gewaltigen Leere steht eine Erhebung von außerordentlicher Würde und Grandiosität, 348 Meter hoch, knapp 3,6 km lang, 867 m über dem Meeresspiegel. Wem das noch nicht reicht: Man geht davon aus, dass knapp zwei Drittel des Felsens unterhalb der Erde liegen.  In jeder Hinsicht faszinierender, als ich je gedacht hätte.

Nach dem Mittagessen ging es dann zur Wanderung durch den Kings Canyon, einer gewaltigen Schlucht mit atemberaubenden, steil abfallenden Felswänden. Zu unserem Glück war der Himmel bewölkt, sonst wären wir während der dreieinhalbstündigen Tour bei 36° C gebrutzelt worden wie Steaks beim Barbecue.


Am nächsten Morgen mussten wir schon um 4.30 Uhr aufstehen, um den Sonnenaufgang am Ayers Rock nicht zu verpassen. Leider war der Himmel immer noch bewölkt, so dass die Sonne den Felsen nicht so richtig in verschiedenen Farben zum Leuchten bringen konnte.

Nach dem Sonnenaufgang fuhren wir ganz nah zum Ayers Rock, um ihn beim 10 km langen Base-Walk komplett zu Fuß zu umrunden.  Egal, von wo ich mich ihm näherte, zog er mich in seinen Bann. Beim Näherkommen wurde er noch viel spannender. Er hatte mehr Narben, als ich mir vorgestellt hatte, und eine weniger ebenmäßige Form. Er hatte mehr Ausbuchtungen und wellenförmige Rippen, mehr Unregelmäßigkeiten aller Arten, als ich noch von ein paar hundert Metern entfernt gesehen hatte. 

Wer wollte, hätte ihn auch erklimmen können. Als wir auf den Parkplatz vorm Uluru ankamen, konnten wir beobachten, wie sich die Menschen ameisenähnlich an einer Kette den steilen Felsen hinauf quälten. Es dauert mehrere Stunden und erfordert einigen Kraftaufwand. Es sind schon so viele Leute auf dem Felsen zusammengebrochen oder gestorben, dass der Aufstiegsweg an sehr heißen Tagen oder starkem Wind gesperrt wird. Da für die Aborigines der Uluru von großer spiritueller Bedeutung ist, sehen sie es gar nicht gerne, dass er bestiegen wird. Sie bewachen dieses Land und übernehmen die Verantwortung für die Sicherheit der Besucher. Unter Verletzungen oder Todesfällen, die gelegentlich vorkommen, leiden sie sehr. 


Nach dieser zweistündigen Exkursion besuchten wir das Uluru-Kata-Tjuta-National-Park-Cultural-Centre,  das jede Menge Infos zu bieten hatte, und fuhren nach dem Mittagessen zu den Olgas (Kata Tjuta). Sie liegen etwa 30 km westlich vom Uluru und sind eine Ansammlung von runden Monolithen. Viele finden sie genauso faszinierend wie ihren berühmten Nachbarn – ich auch!

Wir hatten „Glück“, dass wir überhaupt dort wandern durften, denn es herrschten 35° C , bei 36° C wäre der Hauptwanderweg „Valley of the Winds“ gesperrt worden. Er schlängelt sich durch schöne Schluchten mit tollen Ausblicken auf surreale Felsblöcke.  Um das Tagesprogramm zu komplettieren, fuhren wir nach dieser Durchquerung – inzwischen alle ziemlich kaputt und müde – erneut zum Ayers Rock, diesmal zum Sonnenuntergang. Der Parkplatz war schon voll mit Bussen als wir dort ankamen. Vor vielen waren Tische mit Sektgläsern und Champagner aufgebaut, vor manchen wurde sogar von den Busfahreren ein Barbecue kredenzt. Auch wir durften den Sonnenuntergang mit Sekt genießen, freilich nur aus Plastik-Kaffeetassen und für jeden auch nur halb voll, mehr war nicht drin. 


 

Am nächsten Tag mussten wir eine Strecke von fast 750 km bis Coober Pedy zurücklegen.  Die Stadt ist absolut skurril und sehenswert. Coober Pedy heißt in der Aborigines-Sprache so etwas wie „Loch des weißen Mannes im Boden“. Hier wurde 1915 Opal entdeckt und seitdem zog es Abenteurer aus aller Welt dorthin.  Fast die Hälfte der Stadtbevölkerung wohnt in unterirdischen Wohnräumen, den Dugouts, die die Minenarbeiter für sich und ihre Familien anlegten. In den Dugouts herrscht das ganze Jahr über eine angenehme Wohntemperatur, während die Temperaturen draußen im Sommer auf bis zu 60° C  klettern können.

Kaum angekommen, wurden wir in das Umoona Opal Mine Museum durchgeschleust. Dort wurde uns sofort ein Film über die Geschichte des Opalabbaus in Australien vorgeführt. Als der Film zu Ende war, ging die Leinwand zurück und dahinter  stand eine junge Dame. Sie demonstrierte dem verblüfften Publikum, wie Opale geformt und weiterverarbeitet werden. Danach machte sie mit uns einen Rundgang durch die Museums-Opalmine und im Anschluss bestand selbstverständlich die Möglichkeit, sich an Ort und Stelle die entsprechenden Schmuckstücke zu kaufen. Zugegeben: Auch ich kaufte mir zwei Ketten mit Opalen (schließlich gab es 10 Prozent Gruppenermäßigung und der Laden hatte nur noch 45 Minuten geöffnet).


Am nächsten Morgen wäre keine Zeit mehr für Einkäufe gewesen, denn um 6 Uhr ging es schon wieder weiter, was ich sehr bedauerte. Die Stadt hätte ich gerne genauer unter die Lupe genommen. Der große Nachteil bei Busfahrten - man kann nicht selbst entscheiden, wo  und wie lange man bleibt.

Dieses Mal standen fast 900 km Richtung Süden auf dem Plan. Zwischendurch machten wir Halt an einem spektakulären Salzsee. Wir stiegen aus und liefen zu der riesigen weißen Fläche, die wie Eis aussah bis zu einem Schild, das uns vor Minen und Bomben warnte. Der See wird nämlich als militärisches Übungsgebiet genutzt.  Mittagspause machten wir im nahegelegenen Woomera. Woomera ist ein ehemaliger Regierungsort, dessen Gründung auf frühere Waffentests und Raketenprogramme zurückgeht. Heute ist es eine gut in Schuss gehaltene, aber öde Geisterstadt, in der einige antiquierte  Raketenmodelle und Waffen zur Schau gestellt werden.


Am frühen Nachmittag erreichten wir Port Augusta – endlich wieder Zivilisation! Lumpy gestattete uns eine halbe Stunde Zeit zum einkaufen, bevor es auch schon wieder in die Abgeschiedenheit der Flinders Ranges weiterging.

Die Flinders Ranges ziehen sich 400 km weit Richtung Norden. Sie sind ein hübsches Gebirge, kaum bewohnt, aber leider sehr trocken. Trotzdem ist die Vegetation erstaunlich vielfältig. Es gibt dort sehr gute Möglichkeiten, Tiere in freier Natur zu erleben und geologische Formationen zu bestaunen. So entdeckten wir am nächsten Tag bei unserer Fahrt durch die Talmulde Wilpena Pound jede Menge rote und graue Kängurus, Emus, Lizards, eine Schlange, Wellensittiche und andere Vögel.

Die wenigen Ortschaften sind sehr malerisch, wie zum Beispiel „Quorn“, 40 km nordöstlich von Port Augusta und direkt an der Eisenbahnlinie gelegen. Seit den fünfziger Jahren ist die Eisenbahnlinie zwar nicht mehr in Betrieb, aber es tuckert heute eine Oldtimer-Bahn über den landschaftlich wunderschönen Pichi Richi Pass durch eine Kulisse, die aus „Thomas, die kleine Lokomotive“ entsprungen sein könnte.


Die Nacht in den Flinders Ranges verbrachten wir auf der Rawnsley-Park-Station, einer riesigen Schaffarm, die sich mit dem Campingplatz und einigen Ferienhäusern eine weitere Einnahmequelle gesichert hat. Wenn wir mehr Zeit gehabt hätten, hätte man dort auch reiten können. Für uns Bustouristen ging es am frühen Morgen aber schon wieder weiter. Diesmal durften wir sogar selber wählen, ob wir 1,5 Stunden auf den Mount Ohlssen-Bagge klettern wollten oder eine einfachere Wanderung durch den Wald bevorzugten.

Nachdem ich die letzten zwei Tage nur im Bus eingequetscht gesessen hatte, entschied ich mich für die Bergtour, zumal es dort eine grandiose Aussicht über die Flinders Ranges geben sollte. So war es dann auch wirklich. Die Kletterei war zwar anstrengend, aber es hatte sich gelohnt.  Danach fuhren wir noch weiter durch den Flinders Ranges Nationalpark, auf der Jagd nach den schönsten Tier-Schnappschüssen. Lumpy schaffte es sogar, zwei große Lizards zu fangen, die er schlafend am Straßenrand erspäht hatte, und schleppte sie zu uns in den Bus.


Unsinnigerweise wurde die Tour bis Parachilna fortgesetzt, einem öden Ort an der Bahnlinie im flachen, staubigen, trockenen Hinterland. Außer einem Hotel, ein paar Häusern und schäbigen Wohncontainern für Backpacker gab es dort rein gar nichts. Ausgerechnet an diesem Tag waren wir schon um 17 Uhr am Ziel. Ich war unendlich erleichtert, dass ich ein Hotelzimmer mit WC und Dusche für mich alleine hatte und mich mit meinem Laptop und dem Schreiben meines Reiseberichtes zurückziehen konnte. Die anderen Teilnehmer, die in den 10-Mann-Schlafcontainern bleiben mussten, taten mir leid. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als den Rest des Tages im Pub zu verbringen.  (Wer weiß, was Adventure Tours für einen Deal mit dem Besitzer hat…..). Es herrschte allgemeines Einvernehmen darüber, dass dieser Aufenthalt so überflüssig war wie ein Kropf und alle lieber schon nach Adelaide gefahren wären.

So brach der letzte Tag der 14tägigen Tour an. Etwas alibihaft unternahmen wir noch zwei Spaziergänge. Einen zu den Felsenmalereien in den Yourambulla Caves und einen durch die Alligator Gorge. Dort gab es das letzte Mittagessen und danach ging es auf direktem Wege nach Adelaide. Die Fahrt dorthin dauerte beachtliche fünf Stunden, zumal wir noch in die Rush Hour gerieten. Aber irgendwann war es dann doch geschafft und Lumpy setzte mich erleichtert an meinem Hotel in Adelaide ab.

 



sponsored links

Powered by LifeType